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Forum-Gewerberecht » Gewerberecht » Spielrecht » Buch "Jackpot" » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
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Zum Ende der Seite springen Buch "Jackpot" 18 Bewertungen - Durchschnitt: 4,50
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Rosewood Rosewood ist männlich
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Buch "Jackpot"

Zitat:
Gruß an alle,

da war es gestern doch recht überschaubar, hörte ich.

Aufgrund der anwesenden Fernsehreporter (z.B. WDR ) ist aber davon auszugehen, dass wir demnächst etwas sehen können.

Schade dass es "Vereinbarungen" gab ( so hieß es ), nicht die Höhe des zur Verfügung gestellten "Spielgelds"
zu nennen und auch die zusätzliche "Spende" nicht zu beziffern.

Schade, dass der Part "Glücksspielsucht" oder "pathologische Spieler" komplett ausgespart wurde.

Nachdem ich nun weiß, dass nur 13 Spieler und 4 Spielerinnen intensiv interviewt wurden und
insgesamt 122 "Feldbeobachtungen" von 8 unterschiedlichen Beobachtern als Grundlage "der Erlebniswelt"
mit vielen Ausflügen in die griechische Mythologie dienten, kann ich das "Projekt" nun besser beurteilen.

Richtig spannend fand ich die Stellungnahme zu den PTB zugelassenen GSG,
den angeblich "vom Gesetzgeber" im August 2008 neu definierten "definitiven" Grenzen von Gewinnen
und die Geschichte zum Jackpot-Gewinn.
Dafür alleine verdient das Projekt Respekt, dass es diese "Erlebnisse" , trotz einiger Widerstände, wie man hörte, dokumentiert hat.


Vielleicht solltest du einfach mal zu solchen Pressekonferenzen fahren oder richtig zuhören, um dir ein Urteil zu erlauben. Wieder einmal zeigt sich, dass alles was nicht negativ gegen die Branche gerichtet ist oder deiner Tatsachenwelt nicht entspricht nicht zu akzeptieren ist.

So war z. B. die Presseresonanz sehr erfreulich, schließlich ging es um die Vorstellung einer wissenschaftlichen Studie und nicht um die Pressekonferenz eines neuen Harry Potter Buches.

Dann wurde auch nicht der Part pathologisches Spiel ausgespart.

Zitat:
Nur wenige spielen zwanghaft
"Wer der Sucht verfällt, steht außerhalb der Kultur"
Als vollkommen irrationale Verhaltensweise haben die Kommunikationswissenschaftler und Soziologen das Spielen kennengelernt: "Die Menschen gehen dorthin, um gegen dieses Gerät zu kämpfen und um festzustellen: Ist das Glück mir heute hold? Und wie komme ich mit der Herausforderung klar, nicht diesem Gerät zu verfallen?", erklärt Jo Reichertz. Abhängig vom Glücksspiel sei die absolute Minderheit - weniger als ein Prozent, wie auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestätigt. "Alle, die da spielen, kennen die Gefahr und es gehört zum guten Ton, ihr nicht zu verfallen", sagt der Essener Professor und bemüht ein Bild aus der Antike: "Die Spieler widerstehen der Verführung wie Odysseus den Sirenen." Die Anwesenden würden ihr Verhalten gegenseitig beobachten, sie suchten eine "soziale Arena". "Es geht nicht darum, als Einzelspieler monoton zu spielen, sondern man bewegt sich - wie auf der Tanzfläche - für und vor den anderen."
Quelle: http://www.wdr.de/themen/wirtschaft/wirt...len/index.jhtml

Für die Wissenschaftler steht das pathologische Spielverhalten daher nicht im Mittelpunkt, weil es eben kein zentrales Problem ist. Das du sowas nicht gerne hörst, dürfte hier im Forum wohl jedem klar sein.

Auch scheinen dir die Erhebungen nicht zu passen, unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten ist diese statistische Erhebung aber völlig ausreichend und aussagekräftig. Schließllich werden bei der wöchentlichen Sonntagsfrage auch nur 1000 Personen von weit über 60 Millionen Wahlberechtigten gefragt.

Zusammenfassen kann man wesentliche Aussagen auch wie folgt:

Spielen als Kulturphänomen (seit über 30.000 Jahren).
Nur geringer Anteil zwanghafter/ spielsüchtiger Spieler (lt. Reichertz nicht Sucht sondern zwanghaftes Verhaltensmuster).
Spielgäste entstammen keinesfalls nur der Unterschicht, vielmehr sehr vielseitige Mischung in Bezug auf Alter, Geschlecht, Beruf oder Abstammung).
Bespielungen mehrerer Geräte nicht die Regel.
Großer Teil der Gäste spielt nur um geringe Summen.
Große Investitionen der Branche in Spielstätten und in den Service – mit dem Ziel eines positiveren Images.
Aussterben von „Spielunken“.
Nur weil es eine kleine Problemgruppe gebe, könne man das Spiel nicht verbieten („Nicht vom Sonderfall auf die Allgemeinheit schließen“). Ein Verbot des Spiels würde darüber hinaus die Abwanderung in die Illegalität bedeuten.

Aber das passt natürlich nichts in Weltbild, daher wird die Studie wohl doch gekauft sein?!

Grüße

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Rosewood: 26.11.2009 08:05.

1 26.11.2009 08:03 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
Solon
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eszet eszet ist männlich
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Auch das folgende Thema wird angesprochen:
Zitat:
Spielhallen umgehen Gesetze
"Extrem heterogenes Publikum"
Mit diesen Ergebnissen hätte der Verband AWI eigentlich sehr zufrieden sein können. So lobt er das Buch, weil es eben nicht nur um "pathologisches Spielverhalten" geht, das "der Komplexität des gewerblichen Unterhaltungsspiels in Deutschland nicht gerecht" werde. Aber die Forscher haben auch herausgefunden und geschrieben, dass gesetzliche Vorgaben gezielt unterlaufen werden: Der Gesetzgeber schreibt eine Beschränkung von 20 Cent Einsatz alle fünf Sekunden vor und beschränkt den Gewinn auf 500 Euro pro Stunde. Das Punktesystem neuer Geräte aber lasse erheblich höhere Einsätze und Gewinne zu, so die Forscher. "Die Praktiken der Spielhallen umgehen die gesetzlichen Vorgaben", sagt Soziologe Arne Niederbacher.

Der Verband AWI hingegen kontert: Die Gesetze würden nicht umgangen, das Punktesystem sei einfach "ein zusätzliches Spiel-Feature", sagt AWI-Sprecher Dirk Lamprecht. Allerdings stehe sein Verband auch nur für knapp 70 Prozent der Spielhallen. Schwarze Schafe könne es also anderswo durchaus geben.

Quelle: http://www.wdr.de/themen/wirtschaft/wirtschaftsbranche/spielhallen/index.jh
tml

Strategiewechsel in der Branche?
Bisher war immer die Umwandlung von 0,20ct alle 5s in 20 Punkte das eigentliche Spiel, und alles was danach ablief konnte man sich auch nicht so recht erklären.
Jetzt ist die Umwandlung in Punkte nur noch ein zusätzliches Spiel-Feature.
Was ist denn dann das eigentliche Spiel?
Gruß
2 26.11.2009 09:23 eszet ist offline E-Mail an eszet senden Beiträge von eszet suchen
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Meike
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Lieber Rosewood,

leider hattest Du auf der Presskonferenz offensichtlich nicht richtig zugehört
oder hattest Du den Inhalt nach der 30.000-jährigen "Kulturgeschichte" des Glücksspiels
extra falsch wieder gegeben.

So hieß es doch eher:
"Uns interessiert die Frage nicht, geht es hier um Sucht oder nicht."
........
"Die Befragung der Götter mit Hilfe von Glücksspiel war eine Tätigkeit, die man rund um den Globus
zu jeder Zeit finden konnte.
Das man das Sucht nennt, ist etwa 20 Jahre alt, um sich dieses Verhalten verständlich zu machen,
in Zeiten, in denen man nicht mehr an Gott glaubt."


Gruß
Meike
3 26.11.2009 15:51 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Hallo Rosewood,

Du hattest am 24.11.2009, 08:01 h geschrieben:

"Ich dagegen sage, ich als Soziologe habe eine viel bessere Beobachtungsgabe als du!
Denn meine Beobachtung ist wissenschaftlich geschult."

Wie wirst Du innerhalb Deiner Beobachtungen und wie Du diese umsetzt Deiner sozialen Verantwortung gerecht ?,
denn es heißt doch:

"In ihrer Rolle als Forschende, Lehrende und in der Praxis Tätige tragen Soziologinnen und Soziologen soziale Verantwortung."

http://www.soziologie.de/index.php?id=19


Gruß
Meike
4 28.11.2009 05:40 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Gruß an alle,

das Buch aus der Perspektive des Befragten:

http://www.forum.goldserie.de/thread.php...515&sid=&page=1


Gruß
Meike
5 30.11.2009 06:06 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Hallo Rosewood,

schade, dass Du bei dem von Dir eröffneten Thema nicht in der Diskussion bleibst.

Gruß
Meike
6 06.12.2009 11:14 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Hallo Meike,

leider habe ich in meinem Job nicht so viel Zeit, dass ich ständig dieses Forum hier bedienen könnte, aber dennoch, will ich natürlich gerne die Diskussion hier weiterführen.

Zitat:
Wie wirst Du innerhalb Deiner Beobachtungen und wie Du diese umsetzt Deiner sozialen Verantwortung gerecht ?,"In ihrer Rolle als Forschende, Lehrende und in der Praxis Tätige tragen Soziologinnen und Soziologen soziale Verantwortung."


Also was dieses Zitat (schön gefunden) mit der ursprünglichen Fragestellung zu tun weiß ich nicht. Es war vom geschulten Auge die Rede, und nicht von einer theoretischen Verantwortung.

In deiner Quelle wird zudem ausgeführt:
Zitat:
Soziologinnen und Soziologen streben in Ausübung ihres Berufes nach wissenschaftlicher Integrität und Objektivität. Sie sind den bestmöglichen Standards in Forschung, Lehre und sonstiger beruflicher Praxis verpflichtet. Geben sie fachspezifische Urteile ab, sollen sie ihr Arbeitsgebiet, ihren Wissensstand, ihre Fachkenntnis, ihre Methoden und ihre Erfahrungen eindeutig und angemessen darlegen.
Außerdem:
Zitat:
Zugleich schützt dieser Ethik-Kodex vor Anforderungen und Erwartungen, die in verschiedenen Situationen von Untersuchten, Studierenden, Mitarbeitern, Kollegen sowie privaten und öffentlichen Auftraggebern an soziologische Forschung und Praxis gestellt werden und in ethische Konflikte führen könnten.


Insofern weiß ich nicht wo das Problem liegt. Es geht hier zuächst um wissenschaftliche Beobachtung und um nichts anderes. Du möchest ja gleich deine Vorurteile bestätigt wissen, aber auch davor schützt der Kodex.

Wie steht es mit deiner Verantwortung in Bezug auch das staatliche Spiel in Spielbanken, bei denen man über 50.000 EURO pro Stunde verlieren kann. Da kann man an einem Abend alles verlieren was man hat, und merkt es vielleicht noch nich einmal, weil die (freundliche) Bedienung in der Spielbank mit reichlich Alkohol dafür gesorgt hat, dass man die Kontrolle vollends verliert. Da sind die Zahlen im gewerblichen Spiel mit einem durchschnittlichen Spieleraufwand von rund 15 Euro pro Stunde doch wesentlich verantwortungsvoller.

Und was das Buch "Jackpot" angeht, so geht es doch auch um die Sucht, aber nur in dem Sinne, das Sucht nicht die Frage bei der Bewertung von Spielstätten ist. Die Suchtfrage wird ja unter anderem auch von Leuten wie dir dieser Debatte aufgedrängt, obwohl dies - laut Buch - gar nicht das Thema ist:

"Wissenssoziologisch betrachtet ist 'Sucht' nicht die Antwort auch die Frage nach den Gründen für das Spielen an Geldspielautomaten, sondern 'Sucht' ist der aktuelle gesellschaftlich dem Geschehen in Spielstätten auferlegte Diskurs unserer Zeit, weil er ein Muster zur Erklärung des Spielens in Spielhallen anbietet, das zeitgeistgemäß zu sein scheint, weil es eine Art des Verfallen-Seins an somatische Prozesse bindet und damit gerade aus dem Willensbereich der Akteure auslagert. Die Erklärung 'Sucht' passt zwar zu unserer Zeit, nicht aber zum Spielen in Spielhallen..." (Jackpot, Seite 223)

Und schon einemal sorry, wenn die Antworten ein wenig länger dauern....

Grüße
7 07.12.2009 08:06 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Hallo Rosewood,

ich habe nur zitiert, was der Mitautor auf der Pressekonferenz sagte:

"Uns interessiert die Frage nicht geht es hier um Sucht oder nicht."

Wenn eine solche Antwort kommt und die Erläuterung zur "Befragung der Götter"
und was man sich so ausdenkt, weil "man nicht mehr an Gott glaubt",
ist das schon recht speziell.

Ist das für dich Wissenssoziologisch haltbar?

Sind die Ausflüge in die griechischen Heldengeschichten ein "aktueller Diskurs"
im Rahmen von Betrachtung von Glücksspiel?

Bei allem Respekt vor der topischen Rede, aber das war/ist sehr sonderbar.

Gruß
Meike
8 08.12.2009 05:47 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Hallo Meike,

wir können jetzt natürlich lange darauf herumreiten, was einer der Mitautoren gesagt und was das Plenum verstanden hat, bringt aber nichts! Fakt ist - und es geht ums Buch, nicht um die Pressekonferenz - das man sich sehr wohl mit der Sucht beschäftigt hat, siehe meinen vorherigen Beitrag.

Zitat:
Wenn eine solche Antwort kommt und die Erläuterung zur "Befragung der Götter"
und was man sich so ausdenkt, weil "man nicht mehr an Gott glaubt",
ist das schon recht speziell.

Ist das für dich Wissenssoziologisch haltbar?

Sind die Ausflüge in die griechischen Heldengeschichten ein "aktueller Diskurs"
im Rahmen von Betrachtung von Glücksspiel?


Wenn man die Seiten 223 bis 227 im Buch liest ist das wissenssoziologisch herleitbar. Ob es haltbar ist, ist bei wie bei jeder Theorie oder Analyse natürlich hinterfragbar.

Aber es ist in jedem Falle wissenschaftlich korrekt - im hermeneutisch ontologisch Ansatz sind solche Herleitungen durchaus üblich.

Grüße
9 08.12.2009 07:54 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Hallo rosewood,

Du hattest geschrieben:
"Vielleicht solltest Du mal zu solchen Pressekonferenzen fahren oder einfach richtig zuhören..."

Nun da ging es doch um die Pressekonferenz und auf die habe ich mich bezogen.

Ich hätte es auch sehr interessant gefunden, wenn die Transparenz zu der
hohen 5-stelligen Summe als Spende
und
zu der hohen 5-stelligen Summe als Spielgeld entsprechend da gewesen wäre.

Der Hinweis zum "Spielgeld" und wie dies ansonsten vom spendenden Verband
verwendet wird, war aber auch schon aufschlußreich.

Gruß
Meike
10 12.12.2009 01:31 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Hallo Meike,

jetzt wirst du für deine Verhältnisse aber knickerig. Auch wenn es um die Pressekonferenz ging, so ging es in der Pressekonferenz doch um das Buch! Das war ja nicht eine Pressekonferenz um ihrer selbst willen. Aber ich werde mich gerne etwas zurücknehmen, sorry.

Ich gebe dir recht, neugierig wie ich bin, hätte ich auch gern gewusst, wie hoch die Spende war. Aber letztendlich, wofür ist das relevant? Die Höhe kann ja für die wissenschaftlichen Aussagen kaum wichtig sein, da es keine Auftragarbeit war, wie wir es sonst so kennen.

Aber interessieren täte es mich schon.

Grüße
11 12.12.2009 09:17 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Hallo Rosewood,

ob das eine "Auftragarbeit" ( wie Du es bezeichnet hast )
war oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

Zufällig kam ich mit jmd., den ich schon seit Jahren kenne, aber nie zum Thema "Glücksspiel" gesprochen hatte,
über das Buch ins Gespräch.

Der lachte und sagte, dass derartige Feldstudien, mit Begleitung und Interviews von Spielern, vor ca. 20 Jahren, mit 5 Personen an der Uni
schon gemacht worden seien.

Er sucht mir jetzt die altern Unterlagen raus, dann fragen wir die alten Mitstreiter, ob ich es hier veröffentlichen kann.

Besonders spannend fand ich seine Schilderungen, wie man die Gruppe damals "unterstützen" wollte.


Gruß
Meike
12 16.12.2009 05:23 Meike ist offline E-Mail an Meike senden Beiträge von Meike suchen
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Gruß an alle,

hier für alle, die es offensichtlich vergessen hatten
13 08.02.2010 17:01 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Mit dem Buch hat Paul G. auf der IMA 2010 geworben. Bestimmt nicht ohne Grund! großes Grinsen
14 09.02.2010 10:46 jochen B. ist offline Beiträge von jochen B. suchen
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Dazu noch ein Beitrag aus dem Deutschlandfunk:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1122221/


STUDIOZEIT • AUS KULTUR- UND SOZIALWISSENSCHAFTEN

11.02.2010 · 20:10 Uhr

Zitat:

Die Verführungskraft der Spielhöllen
Soziologen erforschen die Kultur des Glücksspiels
Von Ingeborg Breuer
Ein Soziologenteam der Universitäten Dortmund und Duisburg Essen hat nun "die Kultur der Spielhallen" erforscht. Zehn Monate besuchten die Wissenschaftler Glücksspielstätten, um selbst an Automaten zu spielen. Sie wollten verstehen, was Menschen am Glücksspiel reizt. Denn alle wissen, dass man die Spielautomaten nicht beeinflussen kann, dass es reiner Zufall ist, ob man gewinnt oder nicht.

"Spielhallenbesuche sind jetzt gemeinhin nicht das, was zur Ausstattung einer Familie zählt, das heißt, es ist ihnen fremd. Und man muss da hingehen und erleben, welche Menschen gehen da noch hin. Und da haben wir festgestellt, es ist nicht ein Phänomen der armen Leute, die quasi in der Spielhalle das kleine Glück suchen. Und die Reichen, die gehen ins Casino und suchen das große Glück. Sondern Sie haben da unterschiedliche, vielfältige Menschen, ... die dort in der Spielhalle Zerstreuung suchen oder den großen oder den kleinen Gewinn suchen."

Spielhallen! Viele kennen sie nur von außen. "Spielothek" steht dran oder "Casino", "Monte Carlo" oder "Las Vegas". Zugeklebte Fenster, oft versehen mit überdimensionierten Werbeemblemen der Betreiber, verhindern jeden Einblick ins Innere.

Doch Einblick in die "Spielhöllen" wollten vor kurzem Soziologen der Universitäten Duisburg- Essen und Dortmund nehmen. Sie wollten die "Kultur der Spielhallen" erkunden. Mit einer fünfstelligen Spende der Spielautomatenwirtschaft, ohne Auflagen, in welche Richtung die Forschung gehen sollte, zog ein achtköpfiges Forscherteam zehn Monate lang durch Spielhallen an Rhein und Ruhr. Bis das ganze Geld verspielt war. Natürlich allein im Auftrag der Wissenschaft. Vor kurzem erschien dazu ihr Buch "Jackpot". Darin beschreiben die Wissenschaftler, wie Dr. Arne Niederbacher, Soziologe an der Uni Dortmund:

"Was die Menschen erleben. Das heißt, teilnehmende Beobachtung, um ein Gefühl zu erlangen, was geht hier vor sich. Sie führen mit Leuten Gespräche über das, was ihnen Spaß macht oder zu fragen, warum gehen Sie zum Spielen."

Zu allen Zeiten war das Glücksspiel weit verbreitet. Und meistens auch verpönt. Es galt als Teufelswerk, zumindest für die "gemeinen Leute", die im Wirtshaus Gefahr liefen, ihr Hab und Gut zu verspielen. Der Adel dagegen nutzte das Glücksspiel, um seinen eigenen sozialen Rang durch demonstrative Geldverachtung oder Bereitschaft zum Risiko zu unterstreichen. Mit Dostojewski fand das Glücksspiel sogar Einzug in die hohe Literatur: In dem fiktiven Kurort "Roulettenburg" lässt der Schriftsteller seinen "Spieler" in den finanziellen Ruin rutschen. Und auch James Bond trieb sich in seinem vorletzten Abenteuer im "Casino Royale" herum. Spielcasinos wie zum Beispiel in Monte Carlo gelten nach wie vor als mondäne, wenn auch halbseidene Orte des Internationalen Jet Sets.

Spielhallen dagegen, die sich seit den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland ausbreiteten, gelten als Orte, wo sich bevorzugt gesellschaftliche Außenseiter aufhalten. Mehr und mehr Spielhallen wollen deshalb ihr tristes Ambiente aufpolieren, indem sie eine "gepflegte Casino-Atmosphäre" herzustellen versuchen.

"Sie haben den alten Typus der Spielhalle, aber der neue Typus dieser offenen größerfomatigen außerhalb liegenden, die durch ein gewisses Flair ein andere Kundschaft, auch Frauen, ansprechen soll, die entwickelt sich immer stärker."

Die Branche investiert in moderne Spielstätten mit gehobenem Glitzerambiente, wo Servicepersonal in einheitlichem Outfit Snacks und Drinks kostenlos anbietet. Ein Konzept, das angeblich Erfolg hat. Denn in den letzten Jahren sei der Anteil der weiblichen Spielhallenbesucher von fünf auf 20 Prozent gestiegen, was zu einer deutlich entspannteren Atmosphäre in den Spielstätten beitrage, so berichten Branchenvertreter.

"Sie haben da unterschiedliche, vielfältige Menschen, das fängt beim Mediziner an und hört beim einfachen Arbeiter auf. Das ist der Rentnertypus, also Rentnerpärchen und wenn man dann mit 20 Euro rausgeht, ist man glücklich. Ein anderer Typus ist mit Sicherheit die Frau, die eher auch diesem Rentnertypus anhängen, jetzt nicht den großen Gewinn zu machen. Sie haben dann auch Leute, die in die Spielhalle gehen, um größere Summen einzusetzen. Aber die Mehrheit der Leute ist eher darauf aus, die Zeit zu verstreuen, abzuschalten, sich zu bewähren."

Statt des Geldgewinns, so die Branche, stehe die Unterhaltung für die meisten Besucher im Vordergrund. Und - scheinbar folgerichtig werden Geldspielautomaten in der deutschen Gewerbeordnung auch lediglich als "Spielgeräte mit Gewinnmöglichkeit" bezeichnet, wie Professor Reiner Clement von der Hochschule Bonn - Rhein - Sieg erläutert.

"Hier in Deutschland ist es so, dass die Geldspielautomaten nicht als Glücksspiel gelten, sondern als Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit. Obwohl man weiß, es sind die potenziell suchtgefährdenderen Produkte."

Die verharmlosende Bezeichnung gründet darin, dass "Glücksspiel" per Gesetz so definiert ist, dass dabei ein Einsatz getätigt wird, der einen "erheblichen Vermögenswert" bildet. 20 Cent für ein Spiel jedoch sind kein erheblicher Vermögenswert. Eine Täuschung, meint Lena Zielke, Sozialpädagogin in Berlin. Denn ein Spiel dauert fünf Sekunden.

"Das ist ne Lücke. Der durchschnittliche Stundenverlust beim gewerblichen Automatenspiel beträgt 33 Euro. Jetzt können Sie sich vorstellen, wenn jemand aufgrund einer Sucht an mehreren Automaten gleichzeitig spielt und acht Stunden in einer Spielhalle verweilt, in einer Imbissbude oder Kneipe und täglich spielt, dann geht da auch mal ein Monatsgehalt über den Tisch."

Und Lena Zielke, die beim Bundesmodellprojekt "Frühe Intervention beim pathologischem Glücksspiel" mitarbeitet, fügt hinzu:

"80 Prozent unserer Klienten, die aufgrund einer Glücksspielsucht zu uns kommen, spielen an diesen Geräten."

Dass in den sogenannten "Daddelkästen" ein hohes Suchtpotenzial liegt, beschreibt auch Reiner Clement. Er erstellte mit Forschern aus Ökonomie, Psychologie und Soziologie im vergangenen Jahr ein Bewertungsinstrument, mit dem die von Glücksspielen ausgehende Suchtgefahr gemessen werden kann. Von hellgrün - wenig suchtgefährdend - bis dunkelrot -werden die Gefährdungsgrade von Glücksspielen markiert. Reiner Clement erläutert:

"In Deutschland sieht es so aus, Geldspielautomaten in Spielhallen, Geldspielautomaten in Spielbanken, Roulette, Sportwetten, Pokern im Internet, Sportwetten. Bis hin am Ende der Rankreihen stehen dann die Fernsehlotterien und die Klassenlotterie, die würden dann in unserer Skalierung grün erscheinen."

Es liegt auf der Hand, dass zum Beispiel ein Spiel mit hoher "Ereignisfrequenz" - ein Spielautomat etwa, bei dem alle fünf Sekunden ein neues Spiel geboten wird - verführerischer und somit auch suchtgefährdender ist als eines, bei dem nur ein oder zweimal pro Woche eine Gewinnchance besteht.
O
"Wenn sie also in einer Spielhalle stehen vor einem Geldspielautomaten und den bedienen, haben Sie natürlich permanent die Möglichkeit zu spielen. Ein anderes Extrem, wenn sie ein Monatslos haben von SKL, dann ist die Ereignisfrequenz kaum wahrnehmbar, weil sie nur einmal im Monat mit dem Produkt konfrontiert sind."

In einer gerade erschienenen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wurde festgestellt, dass sich der Anteil der 18- bis 20-Jährigen, die an Spielautomaten "daddeln" in den beiden vergangenen Jahren von sechs auf 15 Prozent erhöht hat. Insbesondere junge Männer seien gefährdet, glücksspielsüchtig zu werden, heißt es in der Studie. Häufig würden nämlich die jugendlichen Spieler die Gefahren unterschätzen und glaubten, das Spiel kontrollieren oder Glücksträhnen erkennen zu können.

Insbesondere eine neue, digitalisierte Automatengeneration übe einen großen Reiz auf junge Männer aus. Zunehmend seien nämlich die alten Walzengeräte - "Obstkisten" im Spielerjargon genannt - weil zum Beispiel Apfel - Apfel - Apfel im Display des Automaten den Glückstreffer anzeigt, ausgetauscht worden. Nun offerieren sogenannte "Multigamer" bis zu 60 Spiele in einem einzigen Automaten.

Rund 600.000 Menschen in Deutschland weisen laut neuesten Untersuchungen ein problematisches oder sogar krankhaftes Spielverhalten auf.

"Viele süchtige Spieler haben am Anfang einen big win, was eben positiv erlebt wird und dazu führt, dass die Leute noch mal spielen gehen. Es ist ja nicht so, wer heute spielt, hat morgen ne Suchterkrankung. Das entwickelt sich über mehrere Monate oder Jahre. Aber irgendwann entwickelt das Spielen eine Funktion und da geht es nicht mehr ums Geld an sich, die Leute wissen, dass sie dabei nichts gewinnen können, dabei entwickelt sich eher ein Teufelskreis. Es kommt zur Verschuldung, weil das Geld verloren ist und dann versuchen sie's zurück zu gewinnen."

Das Krankheitsbild des Spielsüchtigen unterscheidet sich nur wenig von dem bei anderen - sogenannten stoffgebundenen - Süchten, weiß Lena Zielke zu berichten. Sie arbeitet im "Cafe Beispiellos", der einzigen Anlaufstelle in Berlin, die ausschließlich Glücksspielsüchtige und deren Angehörige berät.

"Im Wesentlichen kann man sagen, dass bei einer Spielsucht die Symptome schon sehr ähnlich wie bei stoffgebundenen Süchten sind. Wie Kontrollverlust, die Dosissteigerung, aber auch die Entzugserscheinungen, die auftreten können oder die Abstinenzunfähigkeit. Es gibt aber auch Symptome, die speziell bei der Glücksspielsucht auftreten und hier ist zum Beispiel das Chasing ein wichtiges Kriterium, was bedeutet, dass die Betroffenen versuchen, dem Verlust hinterherzujagen, also das Geld zurückzugewinnen."

Etwa 9000 Spielhallenstandorte gab es in Deutschland im Jahr 2009. Der Umsatz mit Unterhaltungsspielautomaten in Kneipen und Spielstätten lag im selben Jahr bei 3,51 Milliarden Euro. Und ungefähr 7 Millionen Menschen ab 18 Jahren spielen mehr oder weniger regelmäßig an Geldspielgeräten. Ca. 85 - 95 Prozent der Besucher gehören nach Schätzungen des Spielhallenpersonals zu den "Low-Limit-Spielern", die mit dem Spielen aufhören, wenn sie ihren meist relativ geringen Einsatz verspielt haben. Für Jo Reichertz, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen und Mitherausgeber des Buchs "Jackpot" ist deshalb der Hinweis auf die Suchtgefahren solcher Automaten zu kurz gegriffen.

Die Motive der Spieler seien vielmehr andere: Es gehe um den Reiz, sich immer wieder zu bewähren. Sich dem Risiko auszusetzen - und es zugleich zu beherrschen - weil man im richtigen Moment aufhören kann. Sich im Abenteuer zu behaupten, so wie es zum Beispiel auch beim Rodeoreiten, Free-Solo-Climbing, Autorennen oder Skifahren geschieht.

"Das was in allen Glücksspielen präsent ist, dass ist die Frage, wer bin ich und wie ist das Glück mir gerade hold? Also, ich brauche eine Herausforderung, um das rauszubekommen. Alle Kulturen haben das gemacht. Einige Kulturen haben daraus ne eigene Kultur des Glücksspielens gemacht, das wurde gesellschaftlich hoch angesehen, bei uns wird es zurzeit somatisiert. Das kann man aus sozialpolitischer Sicht verstehen, aus sozialtheoretischer Sicht ist das selbst wieder als Phänomen zu deuten. Und von daher kann ich mit der Aussage, dass Spiele, die schnell und viel Gewinn bringen, Sucht erzeugen überhaupt nichts anfangen."

Geld, meint Jo Reichertz, gehöre zwar zum Glücksspiel durchaus hinzu. Aber trotzdem gehe es beim Spielen nicht ums Geld.

"Man braucht das Geld, das ist wie bei jeder Herausforderung. Es muss riskant sein, ohne Risiko läuft das nicht. Es gibt Leute, die haben so ein Spielgerät im Keller, und die könnten jeden Tag in den Keller gehen und spielen, macht aber keinen Spaß. Sie müssen etwas gewinnen, nämlich niemand tut etwas, wenn er überhaupt nicht gewinnt. Was er aber nicht gewinnt ist Geld. Was er gewinnt ist ein Wissen darüber, wer er ist, ob das Glück ihm hold ist oder nicht und wie er sich bewährt in einer spezifischen Situation."

Alle Spieler wissen, dass es reiner Zufall ist, ob man gewinnt oder verliert. Denn die Spielautomaten sind nicht beeinflussbar, die Art und Häufigkeit der Gewinnausschüttung ist in der Software des Gerätes programmiert. Trotzdem ranken sich um diesen Zufall, so die Autoren der "Jackpot"-Studie, unzählige Legenden. Von unbeugsamen Spielern, die mit ihren Geräten kämpfen. Oder über den Eigensinn von Geräten, mit denen man in einer bestimmten Weise umgehen muss, um sie auszahlungsbereit zu stimmen. Darüber, dass jemand zufällig am richtigen Gerät das Richtige tat. Dass er schon gehen und nur das Restgeld noch verspielen wollte oder gar gerade auf der Toilette war. Und dann - kam der Jackpot! Klar ist: Voraussetzung für das Glück ist das völlige Desinteresse am Glück. Die "Erlebniswelt Spielhalle" werde deshalb für den Spieler nicht von Wissenschaft und Technik dominiert, sondern von Magie und Mythos. Alles in dieser letztlich von den Gesetzen der Mathematik bestimmten Welt scheine darin mit Bedeutungen aufgeladen.

"Wenn Sie so wollen, ist das Spielen in Spielhallen ein bisschen vergleichbar mit dem Blättern in den wöchentlichen Horoskopen. Auch da wissen wir, dass der Wahrheitsgehalt begrenzt ist. Dennoch scheint es für viele ein Anhaltspunkt zu sein."

Das Glücksspiel also, so ist in "Jackpot" zu lesen, habe immer mit der Frage zu tun, wie das Schicksal mir gesonnen ist. Die Soziologen greifen in ihren Analysen tief in den abendländischen Mythenschatz. Vergleichen den Spieler in der Spielhalle gar mit Odysseus. Der hatte sich von seinen Gefährten an einen Mast binden lassen, um den verführerischen, aber tödlichen Gesang der Sirenen zwar zu genießen, ihm aber nicht nachzugeben. So, wie der Spieler die Herausforderung sucht, ihr aber nicht verfällt. - Freilich stand Odysseus auf der großen Bühne der europäischen Kulturgeschichte: er war der Mensch, der sich nicht mehr länger von seinem Begehren und der Lust des Augenblicks treiben ließ, sondern sein Handeln plante. Der Spieler dagegen steht nur auf der kleinen, oftmals schäbigen Bühne fürs kleine Glück. Sucht eine Herausforderung im eintönigen Alltag, die selbst ebenso eintönig ist. Die Soziologen jedenfalls konnten dem Gesang der Sirenen problemlos widerstehen. Nachdem das Projekt abgeschlossen und das Geld verspielt war, haben sie keine Spielhalle mehr betreten.


Literatur:

- Jo Reichertz, Arne Niederbacher, Gerd Möll, Miriam Gothe, Ronald Hitzler: "Jackpot - Erkundungen zur Kultur der Spielhallen". VS Verlag für Sozialwissenschaften
15 12.02.2010 07:51 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Insbesondere die Erkenntnisse zur Besucherstruktur - aus allen Schichten - finde ich höchst interessant - und decken sich mit meinen Erfahrungen aus der Praxis.
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Das Buch sollte man wirklich gelesen haben, es räumt mit so manchen Vorurteilen auf, welche auch hier gerne verbreitet werden.
17 15.02.2010 10:56 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Zitat:
Zunehmend seien nämlich die alten Walzengeräte - "Obstkisten" im Spielerjargon genannt - weil zum Beispiel Apfel - Apfel - Apfel im Display des Automaten den Glückstreffer anzeigt, ausgetauscht worden. Nun offerieren sogenannte "Multigamer" bis zu 60 Spiele in einem einzigen Automaten.


Obstkisten???
Niemand nennt diese Geräte Obstkisten, außer ein paar User auf Goldserie.

Apfel-Apfel-Apfel???
Es gab mal kurz ein Gerät von Bally Wulff, glaube ich, mit diesen Symbolen. War aber ein Flop, wie alle BW Geräte der letzten Jahre.
Wäre aber ein sehr großer Zufall wenn die Verfasser bei ihren Spielhallenbesuchen ausgerechnet an Apfel-Apfel-Apfel Geräte geraten wären.
Kirsche, Zitrone, Orange, Pflaume, Melone, Trauben, Glocken, Sterne wären glaubhaft gewesen.

So hat man den Eindruck die Verfasser haben sich die Realität berichten lassen. Selber gesehen haben Sie nicht so viel.
18 17.02.2010 09:01 eszet ist offline E-Mail an eszet senden Beiträge von eszet suchen
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@eszet: Schau dir mal meinen link an, dann wirst du merken, dass dies keine Aussagen aus dem Buch oder der Wissenschafler sind, sondern der Redakteurin des Deutschlandfunks die den Beitrag produziert hat. Das die nur einen recht kleines Wissen um die Materie hat wird dabei schnell deutlich!
19 17.02.2010 09:11 Rosewood ist offline E-Mail an Rosewood senden Beiträge von Rosewood suchen
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Zitat:
Eine Spielhalle in der Dortmunder Nordstadt. Besoffen vor Glück ist hier tatsächlich niemand. Man sitzt stumm auf Barhockern vor dem, was Spieler die „Obstkiste” nennen. Das uralte Automaten-Modell - leider viel zu selten mit dem Glückstreffer Apfel, Apfel, Apfel gesegnet. Viele Automaten arbeiten ohne Zutun der Spieler deren Geld ab. Einzelne Männer hauen auf die Stopptasten. Sie hoffen auf den einen, den glücklichen Moment. Sie hoffen auf plötzliche Macht über den Automaten. „Dabei wissen alle, dass nur der Zufall die Automaten steuert”, sagt Reichertz.


Ist offensichtlich doch aus dem Buch.
Die Redakteurin mit dem kleinen Wissen hat bei den Verfassern mit dem kleinen Wissen abgeschrieben.


Zitat:
„Bevor 2000 Gewinnpunkte in Euro ausgezahlt werden können, müssen mindestens vier Stunden vergehen”, erklärt Forscher Gerd Möll. Das hat mit der Begrenzung auf 500 Euro Höchstgewinn pro Stunde zu tun. Aber da niemand ernsthaft vier Stunden wartet, ohne weiterzuspielen, zehrt sich der Gewinn oft wieder auf. Und der Sieger ist: Die Maschine.


2000 Gewinnpunkte???
200000 wäre korrekt.

Tippfehler oder kleines Wissen.

Quelle

Kann jemand etwas dazu sagen der es gelesen hat?

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von eszet: 17.02.2010 11:06.

20 17.02.2010 10:51 eszet ist offline E-Mail an eszet senden Beiträge von eszet suchen
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