unsere besten emails
Forum-Gewerberecht
Homeseite Registrierung Kalender Mitgliederliste Datenbank Teammitglieder Suche
Stichwortverzeichnis Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite



Forum-Gewerberecht » Gewerberecht » Spielrecht » Die Leiden des jungen Kasino » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Zum Ende der Seite springen Die Leiden des jungen Kasino 2 Bewertungen - Durchschnitt: 5,50
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
räubertochter räubertochter ist weiblich
Lebende Foren Legende


Dabei seit: 27.07.2011
Beiträge: 1.868
Bundesland:
Brandenburg

Meine Beziehung zum Gewerberecht:
sonstige


Level: 49 [?]
Erfahrungspunkte: 8.715.780
Nächster Level: 10.000.000

1.284.220 Erfahrungspunkt(e) für den nächsten Levelanstieg



www.Fiat-126-Forum.de






Die Leiden des jungen Kasino

Das Stadtkasino hat im Vergleich zur Konkurrenz spät begonnen und dabei die Vorgaben klar verfehlt. Der Gesetzgeber und neue Angebote sollen es nun richten.

«Sagen Sie meiner Frau bitte nicht, dass Sie mich hier gesehen haben» – diesen Satz hört Marc Baumann, Direktor des Zürcher Spielkasinos, öfters, wenn sich Leute in seinem Etablissement begegnen, die sich auch sonst kennen. Dieses «Unanständige» macht mit den Reiz seines Hauses aus – schnell kann es aber auch den Ruf ruinieren. Effektiv müsse man sich klar distanzieren von Prostitution und Kriminalität. Deshalb habe er die erotischen Tanzeinlagen in der Bar gestoppt – obwohl die Damen immer bekleidet gewesen seien, sagt Baumann, der die Spielbank seit Januar 2014 leitet.

Viele Neukunden machen sich wegen der Beeinflussung durch Kino und Fernsehen ein falsches Bild vom Kasinobesuch – und sind beim ersten Mal erstaunt über die schlichte Garderobe der Besucher. In entwaffnender Offenheit meint Baumann: «Das Kasino wird von beruflich erfolgreichen und kritischen Leuten eher gemieden.» Nur wenige Orte wie etwa Monte Carlo haben einen hohen Standard halten können.
Kasino in Zürich? – Wo?

Das Kasino in Zürich ist betriebswirtschaftlich weit davon entfernt, die eigenen Vorgaben zu erreichen. Alle Parteien gingen im Kampf um eine Lizenz von einem jährlichen Bruttospielertrag (BSE) – Spieleinsätze abzüglich ausgezahlter Gewinne – von mindestens 100 Millionen Franken aus. Im ersten vollen Betriebsjahr (2013) kam Zürich auf einen BSE von knapp 61 Millionen, seither nahm er leicht zu und erreichte 2015 63,9 Millionen. Die Gesamteinnahmen mit Gastro-Umsatz beliefen sich für diese Jahre auf 69,5 Millionen beziehungsweise 71,1 Millionen Franken.

Das grösste Problem, mit dem das Kasino zu kämpfen hat, ist die relative Unbekanntheit. Viele Stadtzürcher wissen gar nicht, dass es ein Kasino in der Stadt gibt, oder sie haben davon gehört, kennen aber den Standort nicht. In der Zwingli-Stadt gilt Geldverschwenden im Allgemeinen und Glücksspiel im Speziellen als verwerflich. Im nächsten Jahr beteiligt sich das Kasino deshalb am Zwingli-Jubiläumsjahr. Eine geplante Veranstaltung, die von Martin Heller mitkonzipiert wird, beschäftigt sich mit der Frage, wie sich der Reformator zum Spielbankbetrieb stellen würde. Anlässlich einer «Gambling Academy», an welcher der Direktor Neukunden zwecks Promotion kostenlos in die verschiedenen Glücksspiele einführt, habe er einer Gruppe von gutsituierten Unternehmern die Frage gestellt, wie viel Geld sie beim Kasinobesuch ausgeben würden. «200 bis 300 Franken» sei die Antwort gewesen. Höhere Einsätze gelten gemäss Baumann in solchen Kreisen als unvernünftig. Zum Glück gebe es aber Spieler, die deutlich höhere Einsätze wagten. Die erwähnten Unternehmer hätten ihm aber auch versichert, sie hätten von einem Spielkasino bisher völlig falsche Vorstellungen gehabt.

Die Holdinggesellschaft Swiss Casinos würde sich aber trotz diesen Anlaufschwierigkeiten jederzeit wieder für eine Konzession in Zürich bewerben, sagt Martin Vogel, zuständig für Marketing und Kommunikation in der Holding. Diese betreibt neben Zürich noch drei weitere Schweizer Kasinos und ist am Kursaal Bern mit 31,5 Prozent beteiligt. «Es wäre aber wünschenswert gewesen, wenn von Beginn weg klar gewesen wäre, dass sich die Konzession auf das Stadtgebiet beschränkt», fügt er an. Swiss Casinos plante ursprünglich mit dem Standort Flughafen. Als die Beschränkung bekannt wurde, galt es, schnell eine Alternative zu finden – das Haus Ober an der Gessnerallee machte das Rennen, «Wunschstandorte», wie das Kongresshaus, waren nicht realisierbar.

Das Kasino kämpft am jetzigen Standort mit einigen Nachteilen. Der Eingang, neben dem Sportartikelhändler Athleticum, der das Erdgeschoss im Haus Ober belegt, ist wenig «sexy». Mit der Miete des Ober-Gebäudes wurde auch der Vertrag mit dem Sportgeschäft übernommen. Dieser läuft bis 2018, Athleticum hat aber eine Option zur Verlängerung. Der Laden hat ähnliche Probleme wie das Kasino: Es gibt wenig Laufkundschaft und keine angrenzenden Parkplätze. Die Kasino-Verantwortlichen machen kein Geheimnis daraus, dass sie gerne auch das Erdgeschoss übernehmen würden. Ein grosses Handicap ist das Fehlen einer repräsentativen Auffahrt, nicht einmal ein Valet-Parking ist möglich, da vor dem Eingang ein Halteverbot besteht. Vor wenigen Wochen sind nach langen Verhandlungen mit dem Stadtrat drei Taxistandplätze seitlich neben dem Ober-Gebäude bewilligt worden.
Teurer Leerstand

Im ersten und zweiten Stock befinden sich Spielautomaten, Spieltische, Bars und verschiedene abtrennbare Räume, die für private Anlässe gemietet werden können. Im dritten Stock ist das Back-Office mit der Überwachungstechnologie und Räumlichkeiten für die Angestellten untergebracht. Im Geschoss darüber steht jedoch viel teure Bürofläche leer. Über ein Jahr hat Swiss Casinos einen Mieter gesucht, aber nun angesichts des hohen Leerstandes in Zürich beschlossen, dieses Stockwerk selbst zu beleben. Dabei sehe das Konzept ähnlich aus wie für das Erdgeschoss. «Es geht in Richtung Erwachsenen-Unterhaltung – aber nicht Erotik», präzisiert Baumann. Das nicht belebte Stockwerk ist jedoch eine Sorge der Holdinggesellschaft, das Kasino Zürich mietet lediglich die drei benutzten Etagen. Auch eine direkte Verbindung vom Kasinobetrieb zum Restaurant Georg Bar & Grill auf dem Gebäudedach, das ebenfalls von Swiss Casinos betrieben wird, ist angestrebt.

Den Umsatz, der so deutlich hinter den Prognosen zurückbleibt, kann sich aber auch das Management nur teilweise erklären. «Einerseits verzeichnet die ganze Branche einen kontinuierlichen Umsatzrückgang – und bis wir nach der Konzessionsvergabe den Betrieb aufnahmen, vergingen drei Jahre. In dieser Zeit gewann das Online-Gaming weiter an Terrain, und Spieler wanderten in grenznahe Spielhallen ins Ausland ab», erklärt Baumann.
Der Riese im Nachbarkanton

Ein Faktor, der Zürich belastet, ist sicher die Nähe zum Grand Casino Baden, das zur umsatzstärksten Spielbank der Schweiz aufgestiegen ist. Dieser Konkurrent ist selbst in Zürich stärker wahrnehmbar als der Platzhirsch und hat durch die Eröffnung des Konkurrenten weniger Umsatz eingebüsst als erwartet. Die Aargauer sind seit Jahren in Privatradios, Inseraten sowie auf Plakatwänden in der Limmatstadt präsent. «Nach wie vor ist für uns das Zürcher Einzugsgebiet sehr wichtig», erläutert Detlef Brose, CEO des Grand Casino Baden. Zwar sei seit 2013 der Aargau zum Kernmarkt aufgestiegen, jedoch habe die Region Zürich mit 27 Prozent immer noch einen hohen Besucheranteil. Daher konzentriere er sich bei der Werbung weiterhin auch auf diesen Markt. Zürich setzt im Gegensatz dazu auf Inhouse-Werbung und Mundpropaganda. Persönliche Empfehlungen sei das Wertvollste, sagt der Direktor, weil viele Schweizer noch Vorbehalte hätten. Viele getrauten sich nicht allein in diese «verruchte Welt», wenn aber ein Gast den nächsten einführe, sei dies sehr wertvoll.

Bei den Ausbauplänen in Zürich werden Kasino-Nebenbetriebe wie Gastronomie priorisiert, weil hier die Rentabilität besser ist. Auf jedem Franken zusätzlichen Spielertrag muss das Stadtkasino derzeit 64 Rappen Abgaben bezahlen. Diese sind progressiv und steigen ab 40 Millionen Franken mit jeder Million um einen halben Prozentpunkt, und das bis zu einem Umsatz von 80 Millionen. Gesamthaft liefert das Stadtcasino im Moment 52 Prozent der Spielerträge ab. Um die Ertragskraft zu steigern, arbeitet das Kasino noch mit Eintritten, ab 19 Uhr werden 10 Franken erhoben.
Hoffnung auf neues Gesetz

Die hohen Abgaben auf den Erträgen – die in die AHV und an die Kantone fliessen – sowie die hohen sozialen Auflagen sind für die hiesigen Kasinos im Vergleich zu den grenznahen ausländischen Betrieben eine schwere Hypothek – die ungleichen Spiesse im Vergleich mit der ausländischen Konkurrenz sind den Betreibern ein Dorn im Auge. Die Hoffnung liegt auf dem neuen Geldspielgesetz, das sich momentan zur Überprüfung im Parlament befindet. Würde der Bundesrat die Spielregeln zu stark verschärfen, nähme die bereits bestehende Abwanderung ins Ausland noch zu. Die Schweizer Kasinos möchten, dass ihnen der Gesetzgeber erlaubt, zukünftig auch Online-Glücksspiele anzubieten, während dieser Markt für nichtregulierte ausländische Anbieter gesperrt würde. Zudem hofft die Branche auf eine stärkere Bekämpfung von illegalen Spielklubs und gewerblich betriebenen Pokerturnieren.

Alle diese Konkurrenten führen keine sozialen Kontrollen durch. Baumann beschreibt, wie sein Kasino arbeitet: «Unsere Überprüfung ist eine rein ökonomische, die sich um die Frage dreht: Vermag der Spieler allfällige Verluste finanziell zu tragen oder nicht?» Sie seien keine Ärzte, die Süchte therapieren könnten. In Zürich werden jährlich 1500 bis 1800 Spieler geprüft, mit 300 suchen die Betreiber das Gespräch, und von ihnen werden rund 80 gesperrt. Die Kasinos erkennen ihre «Problemkunden» unter anderem an der Besuchsfrequenz, am Muster der Ausgaben und am persönlichen Verhalten im Kasino. Die Liste der gesperrten Personen in der Schweiz umfasst über 45 000 Namen, jährlich kommen 3500 hinzu.
Einige fallen durchs Netz

Regelmässiges Spielen sei noch keine Sucht, hält der Direktor fest. Eine Sucht definiere sich durch schädliches Verhalten. Er führt das Beispiel eines Rentners an, der regelmässig in Zürich spiele und den er gut kenne. Dieser habe ein Spiel-Portemonnaie mit sechstausend Franken darin, dies sei sein Spielgeld für einen Monat. Er führe genau Buch über seine Ausgaben. Seien die sechstausend einmal aufgebraucht, setze er bis zum Beginn des nächsten Monats aus. Es ist aber auch so, dass Personen durchs Kontrollnetz fallen. So sei eine Person, die an einem Abend 25 000 Franken gewann, monatelang nicht mehr aufgetaucht. Dann sei der Mann wieder gekommen und habe 1000 Franken verloren. Als er kurz darauf wieder 3000 verspielte, brach er im Kasino zusammen und benötigte psychologische Hilfe. Es stellte sich heraus, dass er hoch verschuldet war und sich den letzten Einsatz geliehen hatte, um in die Türkei überzusiedeln.

Hinzu kommen Auflagen, die die Geldwäscherei verhindern sollen. Wenn jemand mit über 5000 Franken Einsatz spielen will, muss er die wirtschaftliche Berechtigung nachweisen. Ab 30 000 Franken führt das Kasino einen Hintergrund-Check durch. «Kasinos haben ähnlich strenge Geldwäscherei-Auflagen wie Banken, es hat aber noch nie einen Vorfall gegeben», moniert Vogel. So nützte es nichts, für 90 000 Franken Chips zu kaufen, 100 Franken zu setzen und dann den Rest in Bargeld zurückzuwechseln. Der Spieler erhält für das Wechseln keine Quittung oder Bestätigung, die das Geld «sauber» machen würden.

Das Kasino Zürich läuft im Vergleich zur Konkurrenz zwar gut und verzeichnet ein Wachstum. Die Gesellschaft muss aber höhere Mieten zahlen als die Mitbewerber und die Investitionen schneller amortisieren, weil das Haus mit einer Verspätung von rund zehn Jahren ins Rennen ging. Die Investitionen müssen über die Laufzeit der Lizenzen abgeschrieben werden. Wobei die Möglichkeit, dass diese länger laufen, durchaus besteht, weil das neue Geldspielgesetz frühestens 2019 in Kraft tritt. Im Jahr 2023 laufen alle Konzessionen aus. Die Kasinos müssen sich entsprechend dem neuen Gesetz ausrichten, und die Spielbank-Kommission muss dann einen Bericht über die Situation der Branche erarbeiten. Erst dann kann der Bundesrat die Bedingungen für die neuen Konzessionen definieren. Voraussichtlich könnte es also bis 2025/26 gehen, bis der Bundesrat entscheidet. Diese Jahre wären für die Branche «goldene Jahre», in denen sie mit abgeschriebenem Inventar weiter Geld verdienen könnten.

Sowohl die Vertreter von Zürich als auch von Baden lassen keinen Zweifel aufkommen: Sie wollen sich – egal, wann es so weit ist – unbedingt wieder für eine Spielbankkonzession bewerben.

http://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/glueck...kasino-ld.14943
1 23.04.2016 09:09 räubertochter ist offline E-Mail an räubertochter senden Beiträge von räubertochter suchen
Thema als PDF anzeigen | Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Forum-Gewerberecht » Gewerberecht » Spielrecht » Die Leiden des jungen Kasino


Ähnliche Themen
Thread Forum Gestartet Letzte Antwort Statistik
Wichtig: Gesetz zur Regelung des Sicherheitsgewerbes > Sicherhe [...] Bewachungsgewerbe   31.07.2023 11:21 von Puz_zle     26.04.2024 05:56 von Puz_zle   Views: 270.036
Antworten: 18
Ausschankerlaubnis als Essenslieferdienst? Gaststättenrecht   16.03.2024 03:12 von doni-tom     18.03.2024 13:25 von Civil Servant   Views: 8.893
Antworten: 1
rückwirkende Abmeldung nach Tod des Gewerbetreibenden? Stehendes Gewerbe (allgemein)   13.03.2024 09:44 von Hinterwäldler     18.03.2024 08:05 von Civil Servant   Views: 15.220
Antworten: 15
4 Dateianhänge enthalten Wichtig: 14. Bundesfachtagung-Gewerberecht - Infothread Bundesfachtagung Gewerberecht   02.08.2023 12:52 von webmaster     12.03.2024 09:08 von Adidas   Views: 807.373
Antworten: 27
Verbot der Einfuhr, des Inverkehrbringens und des Bere [...] Stehendes Gewerbe (allgemein)   20.07.2023 11:15 von Puz_zle     16.01.2024 07:23 von Puz_zle   Views: 205.158
Antworten: 2

Berechtigungen
Sie haben in diesem Forenbereich folgende Berechtigungen
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge bis zu 24h nach dem Posten zu editieren.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge anzufügen.
Es ist Ihnen erlaubt, Anhänge herunterzuladen.
BB Code ist Aus.
Smilies sind Aus.
[IMG] Code ist Aus.
Icons sind Aus.
HTML Code ist Aus.


Views heute: 114.605 | Views gestern: 340.049 | Views gesamt: 894.109.737


Solon Buch-Service GmbH
Highslide JS fürs WBB von Ninn (V2.1.1)


Impressum

radiosunlight.de
CT Security System Pre 6.0.1: © 2006-2007 Frank John

Forensoftware: Burning Board 2.3.6 pl2, entwickelt von WoltLab GmbH
DB: 0.001s | DB-Abfragen: 66 | Gesamt: 0.203s | PHP: 99.51% | SQL: 0.49%