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Zum Ende der Seite springen 22.03.2013: Abschlussveranstaltung zur Spielsucht-Anthologie
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Kay Löffler   Zeige Kay Löffler auf Karte Kay Löffler ist männlich
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22.03.2013: Abschlussveranstaltung zur Spielsucht-Anthologie

Anthologie-Projekt „Bunte Lichter – Dunkle Schatten“: Das Finale

Am 22.März 2013 findet die Abschlussveranstaltung des Anthologie-Projektes „Bunte Lichter – Dunkle Schatten“ in Unna statt. Eingebettet in ein kulturelles Rahmenprogramm werden die drei Preisträger geehrt und die Anthologie vorgestellt.

Insgesamt nahmen 449 Autoren aus 18 Ländern mit Textbeiträgen an dem Anthologie-Projekt teil, das der Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V. in Kooperation mit dem Westfälischen Literaturbüro e.V. initiierte. Eine Fachjury wählte 21 Kurzgeschichten aus, die nun veröffentlicht werden.

Sie haben die Möglichkeit, die Einladung zur Abschlussveranstaltung sowie die Buchbestellung herunter zu laden. Ihre frühzeitige Anmeldung zur Veranstaltung sichert Ihnen einen der limitierten Plätze – Ihre Vorbestellung des Buches hilft uns bei der Planung der Druckauflage. Die Auslieferung des Buches erfolgt Ende März 2013

(Quelle: http://akspielsucht.de/?p=1106)


Übrigens: Meine Story wurde nicht aufgenommen, daher wenigstens hier:


Splitter, morgens

Vieruhrdreißig, sagten die digitalen Leuchtziffern, und er konnte immer noch nicht schlafen, wälzte sich auf den Rücken, starrte auf das Lattengerüst über ihm. Wie lange schlief er eigentlich schon in diesem Kinderetagenbett? Fünfzehn Jahre? War das wirklich schon fünfzehn Jahre her, dass er das Ehebett zu Gunsten eines Kindes geräumt hatte? Dann kam das nächste Kind und das übernächste... Jetzt hatten sie alle eigene Zimmer, nur er schlief immer noch in dem Etagenbett, war erst aus dem Schlafzimmer, dann aus dem Wohnzimmer, schließlich auch irgendwie aus dem Alltag ausgesondert worden. Sie hatte ihn nach und nach verdrängt. Was er noch hatte in diesem großen Haus, das waren dieses Etagenbett und sein kleines Sieben-Quadratmeterbüro mit PC. Der einzige Platz, an dem man ihn ungestört gewähren ließ. Irgendwann, da war er sicher, würde sie ihn ganz aus ihrem Leben verdrängen.

Fünf Uhr. Er schlug die Bettdecke zurück, eine halbe Stunde später stand er in der Kälte vor dem Eingang, starrte in das Schaufenster mit den großen Spruchtafeln:
„Das Spiel ist die höchste Form der Forschung“, las er, angeblich ein Zitat von Albert Einstein.
Warum war er eigentlich so früh hier?
„Hier bist du Mensch, hier kannst du´s sein!“ stand auf einem anderen Schild.
Noch eine halbe Stunde in der Kälte stehen, bis sich die Türen öffnen. Dann würde die Zeit schneller vergehen.

*

Claudia gab den Kleinen bei ihren Eltern ab, wie jeden Morgen. Dann setzte sie sich in den kalten Wagen. Wie jeden Morgen war sie spät dran. Und wie fast jeden Morgen stand er vor dem heruntergelassenen Eisengitter und wartete auf ihr Eintreffen. Manchmal hatte sie ein schlechtes Gewissen.
„Morjen, Wolfgang“, grüßte sie. „Kannste nich warten, bis der Kaffee durch ist?“
Er grinste verlegen, starrte auf die dritte Werbetafel im Schaufenster: „ Wer spielt, der lebt...“ las er leise vor, wie für sich selbst und ohne ihr in die Augen zu sehen. „Konnte nicht schlafen“, antwortete er.
Claudia steckte den Schlüssel ein, ließ das Gitter hochfahren, öffnete die Tür und betrat die noch dunkle Spielhalle. Kalter Rauch drang ihnen entgegen. „Dann mal los“, sagte sie. „Vergiss nicht, dein Job wartet.“

*

Polizeioberkommissar Seul stieg in den Zug. In einer Dreiviertelstunde, so gegen Sieben, würde er sein Büro betreten, sich einen Kaffee aufschütten und die Dienstpläne durchgehen. Um neun dann rüber ins Rathaus, Frühstück mit den Kollegen vom Ordnungsamt. Danach dann, das war abgesprochen, gemeinsame Begehung einiger Spielhallen. Er hasste diese Objekte. Die Gäste waren unproblematisch, saßen nur vor den Kisten, starrten auf die Lichter, die Anzeigen, ließen sich nicht stören, rückten bereitwillig zur Seite, wenn man das Zulassungszeichen überprüfen wollte. Das Aufsichtspersonal war zumeist mit allen Wassern gewaschen, gab sich geschäftstüchtig-freundlich-neutral. Aber die Spielhallenbetreiber selbst, die meist nach einer halben Stunde auftauchten, alarmiert durch die 400-Euro-Aufsicht oder durch die Kameraübertragung, die waren hochnäsig, arrogant, diskussionsfreudig, selten einsichtig. Ein ganz besonderer Menschenschlag. Pokerer halt, Zocker. Versuchten, ihr Blatt auszureizen bis zum Limit. „Denen musst Du jedes Vierteljahr die Grenzen zeigen“, hatte sein Vorgänger gesagt, „sonst zeigen sie dir deine. Lass sie bloß nicht die Oberhand gewinnen!“

*

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Harald Schloßmacher, saß gegen neun noch am Frühstückstisch. Er faltete seine Zeitung Kante an Kante zusammen. Das Titelbild zeigte ein händeschüttelndes südamerikanisches Regierungsmitglied und, laut Bildunterschrift, einen der größten Drogenbosse des Landes.
Schloßmacher schmiss seine Krawatte über die linke Schulter, schmierte sein geliebtes noch warmes Nutellabrötchen und schob es genussvoll wie jeden Morgen in den Mund, während er einen letzten Blick auf sein Redemanuskript warf. Noch kauend begann er vorzulesen: „Die deutsche Automatenindustrie hat sich in schwierigen Zeiten und unter oftmals widrigsten Umständen immer, ich betone: IMMER! als verlässlicher und verantwortungsvoller Wirtschaftszweig erwiesen. Sie zeichnet sich aus durch eine einmalige, unerschöpfliche Innovationskraft. Meine Damen und Herren, wir werden es nicht zulassen, dass diese Branche an den Pranger gestellt wird. Mein Wort!“
Er schluckte, verschluckte, hustete und das eben noch weiße Blatt wirkte wie mit Scheiße besprenkelt.

*

„Paul!“, rief seine Frau. „Lass dich anschauen! Nicht, dass Deine Krawatte wieder schief sitzt.“
„Ach was, ich muss mich beeilen“, winkte Paul Mann ab und ging hinüber zum Mercedes. „Wo ist der Fahrer?“, fragte er und griff gleichzeitig zum Handy: „Harald, soll ich dich abholen im Ministerium oder kommst du alleine zur Messe?“
Seine Frau sah ihm hinterher. Egal, wie reich sie geworden waren in den letzten vierzig Jahren mit seinen Spielautomaten, er wirkte immer noch wie ein im Anzug deplatzierter Bauarbeiter mit schiefen Zähnen.

*

Amtsrichterin Müller war irritiert. Zwischen den Stapeln mit den Verkehrsverstößen, zwischen Verkehrsunfällen, Falschparkern und Geschwindigkeitsüberschreitungen, lag ein Exot: „Verstoß Spielverordnung“ lautete die Überschrift. Das kannte sie noch nicht. Die Spielverordnung selbst war schnell gelesen, aber was dann kam: ein technisches Hin- und Her, seltsame Begriffe, abstrakte Geschehensabläufe. Und dann eine Geldbuße von 1.300 Euro für so ein Kinkerlitzchen, nur weil da drei Geräte zuviel standen und eine Zulassung abgelaufen war? Was bildeten die sich beim Ordnungsamt eigentlich ein? Waren die größenwahnsinnig geworden?

*

Staatsanwalt Bär lehnte sich zurück. Links und rechts auf seinem Schreibtisch türmten sich die Akten mit den roten Umschlägen. Mehr als 2000 Fälle hatte er im Jahr zu bearbeiten. Es machte keinen Spaß mehr.
Er griff wahllos zu, zog den Fall 4278/2011 zu sich. Irgendetwas mit einer Spielhalle. Gewerberecht, Spielrecht. Da änderte sich ohnehin jedes halbe Jahr etwas, so schlimm kann ein Verstoß nicht sein. Jedenfalls nicht vergleichbar mit Mord- und Totschlag. Warum also nicht dem Vorschlag des Amtsgerichtes zustimmen, das Verfahren einzustellen? Mit einigen Kreuzen auf einem Vordruck war der Fall schon fast erledigt, der Rest waren handschriftliche Ergänzungen, die der Schreibdienst ordentlich umzusetzen hatte:
„Das Ermittlungsverfahren wird gemäß § 153 Abs. 1 der Strafprozessordnung eingestellt, Die Zustimmung des Amtsgerichts zur Einstellung ist nicht erforderlich. Der Umfang des illegalen Glücksspiels ist eher gering, denn nur Stammkunden können an den Tokenautomaten um Geld spielen. Unter diesen Umständen wäre das Verschulden als gering anzusehen. Ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung besteht in diesem Fall nicht.“

Erledigt. Nächste Akte.

*

Nettersheim, Inspektor beim Ordnungsamt, schüttelte den Kopf. Da hatte er fast ein Jahr Fakten zusammen getragen über die Missstände in dieser Spielhalle, hatte Urteile gesucht und studiert, hatte mit den Rechtsanwälten korrespondiert und sich bei den Kollegen anderer Ordnungsämter schlau gemacht, was es mit dieses seltsamen Lampen auf den Spielgeräten und diesen seltsamen Geräten namens Risiko-Center und Geldwechsler MCT 3000 auf sich hatte, da hatte er letztendlich einen sechsseitigen Bußgeldbescheid gefertigt über 1.500 Euro, da hatte der Spielhallenbetreiber schriftlich erklärt, mit 700 Euro wäre er ja einverstanden, aber ... Und nun kam der knappe Brief des Amtsgerichtes: „In Absprache mit der Staatsanwaltschaft wird das Verfahren eingestellt gemäß § 47 Abs. 2 Ordnungswidrigkeitengesetz.“
Das war’s. Keine weitere Begründung. Und es gab keine Rechtsgrundlage, um sich dagegen zu wehren.
Er öffnete die unterste Schreibtischschublade, zog den Flachmann raus und gönnte sich einen Schluck. Normalerweise war der Schnaps für Leichenfunde und Messiewohnungen gedacht, um den Geruch und den Geschmack zu vertreiben. Aber es fand sich zwischendurch und immer öfters auch ein anderer Grund, um sich einen einzuschütten. Heute brauchte er ihn für die Psyche. Kaum zu glauben, so etwas. War da geschmiert worden? Oder hatten beide, Staatsanwaltschaft und Gericht, keine Ahnung von der Materie? Hatte sie wirklich geglaubt, dass die Lampen auf den Spielgeräten lediglich dazu dienten, Kaffeewünsche der Kunden zu erkennen? Und dass das Risiko-Center mit den Zusatzgewinnchancen nur zufällig daneben stand? Und dass die Erklärung der Aufsicht gegenüber dem verdeckt ermittelnden Ordnungsbeamten nur ein Missverständnis war, dass in Wirklichkeit keine zusätzlichen Gewinnchancen angeboten wurden?
Er konnte es nicht glauben, schüttelte verständnislos den Kopf und goss sich noch einen ein.

*

„Wolfgang“, sagte Claudia und bemühte sich, sanft zu klingen.
Er erwachte wie aus einem Traum, sah sich selbst vor dem Gerät sitzen, die rechte Hand über den Tasten. Manchmal schien es ihm, dass er der Automat war, eine Marionette, die das tat, was das Spielgerät an der Wand von ihm verlangte.
„Hm?“
„Es ist nach neun. - Musste nich längst...?“
Wie automatisch blickte er auf seine Armbanduhr. “Hast Recht“, sagte er und leerte den Becher kalt gewordenen Kaffees in seiner linken. „Hast ja Recht.“
Er stand auf, die Glieder waren steif geworden, und drückte auf die Auszahltaste. Egal wieviel Punkte das Gerät nun gerade in Geld zurückverwandelte, es würde nicht reichen, da war er sicher.

*

__________________
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1 17.02.2013 00:35 Kay Löffler ist offline E-Mail an Kay Löffler senden Homepage von Kay Löffler Beiträge von Kay Löffler suchen
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