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Australien: Wenn Vater Staat am Spielautomaten sitzt

Steuer-Dollars vor sozialem Gewissen in Australien?

Australien gehört zu den Ländern mit den meisten Spielautomaten der Welt pro Kopf der Bevölkerung. Trotz grossen sozialen Problemen, welche die Glücksspielsucht verursacht, mag der Staat die «Pokies» aber nicht zurückbinden. Dafür sorgt die Arbeit der Pub-Lobby, vor allem aber die Tatsache, dass der Staat über die Steuern kräftig mitverdient.

Von unserem Australien-Korrespondenten Rudolf Hermann - Sydney, Anfang November 2007

«Der Gladiator und die einarmigen Banditen» – was sich wie der Titel eines zweitklassigen Action-Films ausnimmt, ist eine Schlagzeile, die ein aufsehenerregendes Ereignis in der Landschaft des australischen Freizeitsektors beschreibt. Der Protagonist hat dabei durchaus mit Action-Filmen zu tun; für seine Darstellung eines römischen Feldherrn im Hollywood-Drama «Gladiator» erhielt Russell Crowe 2001 sogar einen Oscar. Nun zieht er wieder zu Feld, doch in einer anderen Rolle: Als Miteigentümer des professionellen Rugby-Klubs South Sydney Rabbitohs will er das Klublokal von Spielautomaten säubern. Gelingt ihm das, bricht er ein Tabu: dass ein Klublokal oder ein Pub Poker-Maschinen braucht, um sich finanziell über Wasser halten zu können.

Milliardengewinne

Die Glücksspiel-Branche hat in einigen australischen Gliedstaaten Dimensionen angenommen, die beängstigend sind. Löbliche Ausnahme ist Western Australia, wo nur in Kasinos gespielt werden darf. Dafür stehen in New South Wales mit seinen 7 Mio. Einwohnern rund 100 000 Glücksspielautomaten, mehr als in allen anderen Gliedstaaten zusammen (und etwa zehnmal mehr als in der Schweiz mit ihrer vergleichbar grossen Bevölkerung). Das sind fast 10% aller Poker-Maschinen weltweit. In ihren Bäuchen bleiben jährlich rund 5 Mrd. austr. $ (5 Mrd. Fr.) hängen; sie tragen den Löwenanteil bei zu den 7 Mrd. $, die insgesamt im Glücksspiel-Sektor des Gliedstaates (einschliesslich Kasinos, Lotterien, Sportwetten und Keno-Spielen) in den Taschen der Automatenbetreiber und Lotterien-Veranstalter landen.


Der Staat verdient kräftig mit. Rund 1 Mrd. $ fliessen an Steuergeldern allein aus den in Klubs und Pubs postierten Automaten. Hier liegt einer der Gründe, warum die Regierung von New South Wales zwar regelmässig Krokodilstränen über die sozialen Schäden vergiesst, welche die Glücksspielsucht in Teilen der Bevölkerung anrichtet, sich aber nicht dazu durchringen mag, dem Problem ernsthaft zu Leib zu rücken. Von allen Spielsüchtigen zeige die Regierung die schlimmste Abhängigkeit von den Poker-Maschinen, schrieb der «Sydney Morning Herald» bissig in einem Leitartikel. Welch prominenten Platz Sportwetten und Glücksspiele im öffentlichen Leben einnehmen, zeigt sich nur schon darin, dass die Regierung von New South Wales einen eigenen Minister für «Racing and Gaming» hat.

Für Pubs und Gesellschafts-Klubs (Letztere eine eigentümliche australische Einrichtung) sind die «Pokies» ein wesentliches Element in ihrem Geschäftsplan; seitens vieler Etablissements wird geltend gemacht, dass man ohne die Einkünfte aus dem Glücksspiel finanziell gar nicht überleben könne. Dieses bringt dafür so satte Gewinne, dass daraus auch kleine Geschenke zur Erhaltung der Freundschaft an die politischen Parteien abgezweigt werden können. Unter Berufung auf öffentlich einsehbare Quellen schrieb der «Sydney Morning Herald», dass aus dem Gastgewerbe über die letzten acht Jahre legale Spenden von insgesamt 2,4 Mio. $ an die regierende Laborpartei überwiesen worden seien. Dass zwischen diesen Geldern und der Position seiner Regierung bezüglich Glücksspielen ein Zusammenhang bestehe, bezeichnete Premier Morris Iemma als absoluten Unsinn. Auch die Opposition ging übrigens nicht leer aus – sie könnte ja in Zukunft an die Macht kommen.

Ein neues Klub-Konzept

Der Filmstar Russell Crowe und sein Geschäftspartner und Mitbesitzer der Rabbitohs, der Multimillionär Peter Holmes à Court, wollen nun zeigen, dass es auch ohne Poker-Maschinen geht. Im Zug der Reorganisation des Sportklubs sind die beiden dabei, den Gastronomiebetrieb des South Sydney Leagues Club zu renovieren und das Geschäftsmodell zu ändern. Die 160 Spielautomaten, die bisher jährlich rund 7 Mio. $ in die Kasse spülten, sollen verschwinden – wenn es den beiden Unternehmern gelingt, den Vorstand des Leagues Club, der für den Gastronomiebetrieb direkt verantwortlich ist, auf ihre Seite zu ziehen.

Holmes à Court, ein abgebrühter Geschäftsmann aus einer alteingesessenen westaustralischen Bergbau-Dynastie, stellte dabei von Anfang an klar, dass soziale Verantwortung in diesem Plan zwar eine Rolle spiele, dass aber letztlich nach unternehmerischen und nicht wohltätigen Kriterien entschieden werde. Sein Ziel, ohne die Glücksspielautomaten auszukommen, bedeutet auf den ersten Blick selber eine Lotterie. Um die Einnahmenausfälle in diesem Sektor zu kompensieren, muss sein Klub mehr Mitgliederbeiträge haben, bessere Sponsoren finden und vermehrt andere Einkommensquellen (etwa im Bereich des Verkaufs von Fan-Artikeln) erschliessen – Aufgaben, an denen sich andere Klubs bisher erfolglos die Zähne ausgebissen haben.

Doch Holmes à Court hält den Erfolg für möglich. Die lokale Gemeinschaft müsse das Fundament für den Sportklub sein, und diese Gemeinschaft könne man nicht dadurch unterhöhlen, dass man ihre verwundbarsten Mitglieder, die gleichzeitig am anfälligsten seien für die Spielsucht, zur Mittelbeschaffung missbrauche (Spielsüchtige machen zwar nur 1% der Glücksspieler aus, sind aber für 30% bis 40% der Einsätze verantwortlich). Ein solcher Klub sei attraktiv für Sponsoren, weil diese sich mit seinen gesellschaftlichen Idealen identifizieren könnten. Erste Erfahrungen hätten gezeigt, sagte Holmes à Court, dass das propagierte Modell auf Zustimmung stosse.

Welche Rolle es dabei spielt, dass mit einem Filmstar und einem renommierten Geschäftsmann zwei Personen den Klub führen, die als Prominente bei der Sponsorensuche bessere Karten als andere haben, lässt sich nicht eindeutig sagen. Tatsache ist allerdings, dass zwei «Kapitalisten» hier ein soziales Gewissen zeigen, das der Labor-Regierung von New South Wales ebenfalls gut anstünde. Sie demonstrieren einen Blick für Zusammenhänge des Wechselspiels von Wirtschaft und Gesellschaft, den man von gewinnorientierten Unternehmern nicht unbedingt erwarten würde, dafür aber bei den höchsten Staatsbeamten voraussetzen sollte.

Versickernde Sozialhilfe

Der Stadtteil, in dem die South Sydney Rabbitohs verwurzelt sind, ist ein traditionelles Arbeiterviertel mit einem relativ hohen Anteil von Sozialhilfeempfängern. Die Spielsucht verschärft hier soziale Probleme, die den Staat auf Umwegen teuer zu stehen kommen. Und zudem verfehlt auch ein bedeutender Teil der ausgerichteten Sozialhilfe ihren Zweck sehr direkt; je nach Studie landen zwischen 30% und 70% des ausgezahlten Geldes nämlich in Poker-Maschinen. Laut offiziellen Statistiken betrug 2006 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verlust durch Spielautomaten-Tätigkeit in New South Wales 750 $, Tendenz steigend, und gesamthaft fanden 54 Mrd. $ den Weg zu Poker-Maschinen.

Erwirtschaften die Leagues Clubs mit ihren Restaurants und Bars bei guter unternehmerischer Führung Gelder, die von den affiliierten Sportklubs für die Finanzierung ihrer Jugendförderung eingesetzt werden können, so betrachtet es Holmes à Court als widersinnig, diese Jugendarbeit aus dem Ertrag von Geldspielautomaten zu finanzieren. Da habe es für den Staat mehr Sinn, direkte Fördergelder auszurichten. Um seiner These zu Nachachtung zu verhelfen, muss er nun beweisen, dass sein Geschäftsmodell funktioniert. Die Regierung kocht inzwischen ihr eigenes Süppchen. Sie hat eben erst in einer umstrittenen Entscheidung beschlossen, dass die Keno-Lotterie nicht nur in Klubs, sondern auch in Pubs und später sogar in kleinen Ladengeschäften zugänglich sein soll – der Schatzminister dürfte sich schon freuen.

Gefunden unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/wenn_vater_staat_am_spielautom
aten_sitzt_1.585041.html
1 19.11.2007 12:26 anders ist offline E-Mail an anders senden Beiträge von anders suchen
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