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Kaiser
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Österreich: Sucht- Wenn man seine Freiheit verliert |
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KURIER: Sie schreiben in Ihrem neuen Buch, dass 90 Prozent der Menschen in irgendeiner Weise süchtig sind.
Reinhard Haller: Wir schauen sehr viel auf die offiziellen Süchte – Alkohol-, Drogen-, Spielsucht – und vergessen unsere eigenen Sucht-Persönlichkeitsmerkmale: Fernseh- oder Internetsucht sowie charakterliche Süchte wie Geltungs-, Hab-, Eifer-, Ich- oder Kritiksucht. Es ist sehr wichtig, dass wir uns das bewusst machen. So kann man leichter verhindern, dass sich schwere Suchtformen einschleichen.
Aber in der Realität wird Sucht weitgehend verdrängt.
Leider. Bei 200 Drogentoten sind wir emotional stark betroffen. Aber dass es 2006 auch 2500 Alkoholtote und 10.000 Tabaktote gegeben hat, blenden wir aus. Und wenn wir uns über den Alkoholkonsum der Jugendlichen aufregen, ist das auch eine Bewältigungsstrategie: Die eigenen Suchtanteile werden dann nicht mehr als so schlimm empfunden.
Ist man an einer Sucht selbst schuld?
Nein. Sucht ist eine nicht steuerbare Krankheit, mit körperlichen, psychischen und sozialen Schäden. Das hat auch etwas Schicksalhaftes und es gibt genetische Risikofaktoren. Ein Süchtiger hat seine Freiheit verloren und kann sein Verhalten nicht mehr steuern. Gleichzeitig ist Sucht die einzige Krankheit, bei der ausschließlich der Betroffene über Heilung oder Rückfall entscheidet: Der Süchtige selbst bestimmt, ob er wieder Herr über sein Leben wird. Der Therapeut hat nur die Rolle eines Trainers.
Wie groß ist das Alkohol-Problem bei Jugendlichen?
Wir sehen heute bei bis zu 15 Prozent der Jugendlichen bewusstes Rauschtrinken – sie beginnen zu trinken mit dem Vorsatz sich zu berauschen. Das gab es vor zehn Jahren nicht. Auch das Einstiegsalter ist gesunken. 90 % der 15-Jährigen haben Alkohol bereits probiert, 30 % trinken mindestens einmal pro Woche, 4 % der Jugendlichen sind alkoholsüchtig.
Wo sehen Sie die größte Bedrohung für die Zukunft?
Verhaltenssüchte – wie die Spiel- oder Computersucht sucht – werden die Süchte der Zukunft. Schon jetzt kommen viel mehr Eltern zu mir, weil ihr Kind jede Nacht unansprechbar vor dem Computer hängt als weil es zu viel trinkt. Bis zu 3,5 % der Jugendlichen sind computersüchtig, 10 % der Unter-25-Jährigen spielsüchtig. Durch das Internet kann jeder von Zuhause aus rund um die Uhr spielen – das ist eine enorme Gefahr. Beim Alkohol erwarte ich die stärksten Zuwachsraten nicht bei der Jugend, sondern bei Frauen und alten Menschen.
Gefunden unter: http://www.kurier.at/nachrichten/gesundheit/113119.php
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05.10.2007 14:36 |
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