unsere besten emails
Forum-Gewerberecht
Homeseite Registrierung Kalender Mitgliederliste Datenbank Teammitglieder Suche
Stichwortverzeichnis Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite



Forum-Gewerberecht » Gewerberecht » Spielrecht » Einblick in die Lotto-Zentrale » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Zum Ende der Seite springen Einblick in die Lotto-Zentrale
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
schindel schindel ist männlich
Haudegen


Dabei seit: 26.07.2011
Beiträge: 692
Bundesland:
Berlin

Meine Beziehung zum Gewerberecht:
sonstige


Level: 43 [?]
Erfahrungspunkte: 3.216.549
Nächster Level: 3.609.430

392.881 Erfahrungspunkt(e) für den nächsten Levelanstieg



www.Fiat-126-Forum.de






Einblick in die Lotto-Zentrale

2,4 Millionen Menschen spielen jede Woche in Baden-Württemberg Lotto bei der staatlichen Gesellschaft. Deren Sitz in Stuttgart birgt jede Menge Geschichten über eine Branche im Wandel.

Stuttgart - Es sind die ganz besonderen Momente, die Marion Caspers-Merk mit ihren Kunden teilen darf. Als Großgewinner gilt beim staatlichen Lotto, wer mindestens 100 000 Euro kassiert. Solche Glückspilze werden in die Stuttgarter Zentrale von Lotto BW eingeladen. Und wer es per Tippschein gar zum Millionär geschafft hat, wird von der Geschäftsführerin persönlich empfangen. „Das sind wirklich schöne Gespräche“, sagt sie und lächelt.

Eurojackpot geht nach Hessen - 20 Euro Einsatz für 84,8 Millionen Gewinn
4,17 Millionen Euro - Lottospieler aus Schwäbisch Hall knackt Jackpot
Zehn Mal ist das in diesem Jahr bereits passiert. Und nicht immer laufen die Treffen wie gedacht. „Einmal hat eine Frau ihren Partner mitgebracht. Der wusste von gar nichts. Als er von dem Gewinn erfahren hat, wurde er ganz bleich und musste sich erstmal setzen“, erzählt Caspers-Merk. Wenn erfolgreiche Tippgemeinschaften anrücken, wird’s schon mal eng im Zimmer. Nur eines passiert nie: „Mit dem nagelneuen Lamborghini fährt hier keiner vor.“ Die Gewinner im Land seien bodenständig, die Wünsche ganz reell: „Eine Reise machen, das Häuschen abbezahlen, den Kindern etwas geben.“ Und allen rate man stets: Den Gewinn nicht an die große Glocke hängen. Sonst vervielfachen sich die Freunde über Nacht.

Wer hat ihn noch nie geträumt, den Traum vom ganz großen Geld. Vom Sechser im Lotto, am besten mit Zusatzzahl. „Den Eintritt in ein neues Leben“, nennt Frank Härter das, wie auch immer dieses Leben aussehen mag. Härter arbeitet seit über 30 Jahren in der Stuttgarter Lottozentrale. Er kennt all die glücklichen und tragischen Geschichten. Er weiß, wie grundlegend sich die Branche geändert hat. Und er öffnet für einen Rundgang die ansonsten weit gehend verschlossenen Tore des Landessitzes in der Nordbahnhofstraße.

Ein Paternoster für Spielscheine

Ein kleines Museum mit historischen Ziehungsmaschinen gibt es da zu sehen. Fast schon antiquiert wirken die, aber eines ist bis heute gleich geblieben: Die Kugeln, die alles entscheiden, sind schlicht lackierte Tischtennisbälle. Penibel wird darauf geachtet, dass alle exakt gleich sind. Andere Stücke dagegen haben nur noch Erinnerungswert: Die Metallkisten, mit denen früher die ausgefüllten Scheine aus dem ganzen Land angeliefert worden sind zum Beispiel. Oder das Schranksystem in Form eines Paternosters, das das gesamte Gebäude von unten bis obern durchläuft. Dort sind die Scheine einst aufbewahrt worden.

„Früher war der Aufwand enorm“, erinnert sich Härter. Nach Abgabeschluss mussten Millionen Papierscheine von den Annahmestellen zu den Bezirksdirektionen und von dort in die Stuttgarter Zentrale gebracht werden. Die Gesellschaft hatte riesige Säle in der gesamten Innenstadt angemietet. Dort saßen montagvormittags bis zu 1300 Mitarbeiter und kontrollierten mit eigens angefertigten Schablonen von Hand, welche Scheine gewonnen haben.

Ganz pannenfrei lief das freilich nicht immer ab. Härter erinnert sich schmunzelnd an eine Begebenheit in Reutlingen. Dort sollten 2500 Lottoscheine von einer Annahmestelle zur Bezirksdirektion gebracht werden. Der Fahrer stellte die Kiste aufs Autodach, schloss die Tür auf, stieg ein – und fuhr los. Sämtliche Scheine verteilten sich in der Landschaft. Die Polizei rückte an, sperrte die Straße ab, zahlreiche Helfer kamen. „Die ganze Nacht sind Scheine gesucht, gereinigt und gebügelt worden. Alle sind wieder aufgetaucht“, sagt Härter.

Der Sicherheitsbereich hält einem Flugzeugabsturz stand

Diese Zeiten sind vorbei. Heute gibt es noch 190 Mitarbeiter. „Die Romantik ist weg“, sagt Härter. Seit Mitte der 90er werden in der Lotto-Zentrale keine Scheine mehr angeliefert, sondern nur noch Daten. Sie wandern direkt von den Terminals in den Annahmestellen nach Stuttgart. Das ist einfacher und sicherer.

Aber nicht ohne Herausforderungen. Härter öffnet feierlich eine Tür im Sicherheitsbereich im Untergeschoss des Gebäudes. „Das Allerheiligste“, sagt er stolz. Der Rechnerraum. Hier hat die Öffentlichkeit normalerweise keinen Zutritt. Denn alle Spieldaten aus dem Land laufen in dem nüchternen Trakt voller Technik zusammen. „Wenn es hier einen Schaden gäbe, wäre alles weg“, weiß der Fachmann. Das wäre eine Katastrophe. Deshalb stehen hier vier Rechnersysteme, wo eigentlich eines genügen würde. Vier weitere stehen als Ersatz in einem anderen Gebäude bereit. Es gibt eine eigene Stromversorgung, die Decke ist massiv verstärkt. „Einen kleinen Flugzeugabsturz würde der Raum wohl überstehen“, sagt Härter.

Doch Unbill lauert noch von ganz anderer Seite. „Die Technik wird immer ausgefeilter, allerdings auch die Gefahr entsprechend größer“, sagt Caspers-Merk. Pro Tag gibt es über 1000 Computerattacken auf das System. Zu holen gibt es für Kriminelle allerdings nichts – weder real noch virtuell. „Wir haben hier keine Geldkoffer rumstehen und sind auch digital äußerst gut geschützt“, sagt die Geschäftsführerin und lacht.

Private Konkurrenz im Internet

Schwerlich schützen können sich die staatlichen Glücksspielspezialisten allerdings vor der privaten Konkurrenz. Besonders illegale Anbieter, die im Ausland sitzen, machen der Lottogesellschaft zu schaffen. Caspers-Merk spricht von Wildwuchs und sagt: „Fast jeder zweite Lottospieler im Internet tippt illegal – oft ohne es zu wissen.“ Lotto ist für viele eben gleich Lotto. Das bekommt dann auch die Telefonzentrale in Stuttgart zu spüren. „Wenn jemand bei einem illegalen Anbieter die richtigen Zahlen hatte, aber kein Gewinn ausbezahlt wird, landet die Beschwerde darüber schon mal bei uns“, weiß die Geschäftsführerin. Man müsse „für Aufklärung sorgen“.

Gleichwohl setzen die Konkurrenz, die Verlagerung ins Internet und neue Spielformen auch den Dinosaurier des Glücksspiels unter Druck. Und so arbeitet man hinter den Mauern des Lottozentrale an neuen Modellen. Seit kurzem gibt es in Stuttgart nach Ewigkeiten wieder einen eigenen Ziehungsraum für Sonderauslosungen. Bis Ende des Jahres soll zudem die Entwicklung einer neuen Geolotterie beendet sein. Spieler sollen mit den Geodaten ihres Wohnorts teilnehmen können. Ein bisschen Sinn fürs Soziale darf’s dabei auch sein: Der Hauptgewinner soll über die Förderung einer am Gemeinwohl orientierten Einrichtung in seiner Umgebung mitbestimmen können. Getreu den Grundsätzen, denn der Staatsbetrieb führt aus seinen Einnahmen etwa eine Million Euro pro Tag für Sport, Kunst, Denkmalschutz und Soziales ab.

Die Chance auf den Jackpot liegt bei eins zu 140 Millionen

Doch trotz aller Neuerungen: Bei den allermeisten Spielern bleibt wohl der Traum von den sechs Richtigen mit Superzahl. Und obwohl die Chance darauf, den Jackpot zu knacken, bei eins zu 140 Millionen liegt, gibt es immer wieder Menschen, deren Geschichte schier unfassbar scheint. „Neulich hatte ich hier einen jungen Studenten sitzen, der mit seinen Eltern kam. Der hatte erst zum zweiten Mal Lotto gespielt und 13 Millionen Euro gewonnen“, erzählt Marion Caspers-Merk. Ein großes Glück, ohne Zweifel.

Ob der warme Geldregen die Gewinner auch glücklich macht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das hängt von jedem selbst ab. Erholen von der Nachricht müssen sich aber zunächst mal alle. Nicht nur diejenigen, die erst in der Stuttgarter Lotto-Zentrale von den Millionen erfahren.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/in...dc0b652f56.html
1 18.08.2016 10:50 schindel ist offline E-Mail an schindel senden Beiträge von schindel suchen
Solon
Zum Anfang der Seite springen

Stresstest Stresstest ist männlich
Routinier


Dabei seit: 05.02.2012
Beiträge: 256
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen

Meine Beziehung zum Gewerberecht:
interessierter Bürger


Level: 37 [?]
Erfahrungspunkte: 1.140.174
Nächster Level: 1.209.937

69.763 Erfahrungspunkt(e) für den nächsten Levelanstieg



www.Fiat-126-Forum.de






RE: Einblick in die Lotto-Zentrale

... Einblick in die Lotto-Zentrale Teil 2:

"„Das Geld muß raus“

Es gibt viel zu gewinnen bei Lotto, Toto und Co., vor allem für die Funktionäre des staatlich organisierten Glücksspiels. Der normale Lotto-Spieler wird abgezockt - mit falschen Versprechungen, fingierten Ziehungen und Gewinnen, die es gar nicht zu gewinnen gibt.


Im Stuttgarter Fernsehstudio 2 des Süddeutschen Rundfunks greift Moderatorin Kathinka Dapper vor laufender Kamera in die Lostrommel, die Glücksfee zieht die Gewinner der Rubbelstar-Sonderauslosung und reicht sie - wie immer mit strahlendem Lächeln - an den Notar weiter.

So geht es zu, beim rechtsstaatlich betriebenen deutschen Glücksspiel. Doch nicht immer geht es so korrekt weiter.
In diesem Fall eilte der verantwortliche Redakteur herbei. Die Ziehung sei zu lang, tobte er, die Aufzeichnung passe nicht in die Lücke, die in der "Abendschau" dafür vorgesehen ist. Was tun?

Ganz einfach: Die Lose der Gewinner wandern zurück in die Trommel. Die Gewinner erfahren nichts von ihrem Glück. Der notarielle Aufpasser erklärt die erste Ziehung für ungültig und ordnet eine zweite an. Die fällt zeitlich besser aus, der Notar gibt sein Okay.
So geschah es am 26. April 1993. Wie lässig die Veranstalter mit ihrem Glück umgingen, erfuhren die Spieler nicht. Erst Revisoren der C&L Treuarbeit deckten den Schmu bei einer Sonderprüfung auf. Das Ergebnis wird bis heute geheimgehalten.

"Alles ist drin", heißt das offizielle Lotto-Motto. Viele Verantwortliche nehmen es offenbar allzu wörtlich. Das Treuarbeit-Gutachten enthüllt im Detail die verlotterten Sitten.

Jahrelang drückten die meisten Mitspieler während der SDR-Ziehung der Rubbellose vergebens die Daumen. Sie konnten nicht gewinnen. Ihre Kärtchen waren nie in den Lostrommeln, aus denen die Glücksfeen die Gewinner fischten.
Bei einer Vor-Auslosung, selbstverständlich unter notarieller Aufsicht und mathematisch-statistisch völlig korrekt, wurden ihre Losabschnitte schon ausgemustert - immer gleich säckeweise.

"Wir verkaufen Träume", sagt Westlotto-Chef Winfried Wortmann. Der Mann hat offenkundig recht.

Kleine Tricks und großer Schmu: Bei Lotto, Toto und Co. geht es längst nicht so sauber und ehrlich zu, wie die Akteure des staatlich konzessionierten Glücksspiels behaupten - und wie die Spieler glauben.

Nicht einmal die Chance einer Vor-Auswahl hatten jahrelang Zigtausende von Lotto-Spielern: Ausgerechnet die Vier- und Fünf-Wochen-Dauerscheine, mit denen die treuesten Tipper spielen, nahmen an vielen lukrativen Sonderauslosungen nicht teil.

Dabei gibt es bei diesen Extraspielen regelmäßig BMWs, Ferraris und 100 000-Mark-Bündel zur Eigenheimfinanzierung zu gewinnen. Doch der Lotto-Zentrale war es zu aufwendig, die Dauerscheine für die Sonderziehungen in jeder Woche neu aus der Ablage zu holen. Ein klarer Verstoß gegen Recht und Gesetz sowie gegen die eigenen Lotto-Regeln, das belegt der Bericht der Treuarbeit-Revisoren. Geprüft wurde nur in Baden-Württemberg. Doch die Stuttgarter Toto-Lotto GmbH behauptet, "daß verschiedene Blockpartner ähnlich verfahren".
Ein Glück sind die Lotterien vor allem für die Funktionäre. Die werfen das Geld der Spieler mit vollen Händen raus. Der Staat, im Besitz der Lotteriehoheit, kontrolliert kaum, solange die Kasse stimmt.

Und die ist prall gefüllt: Lotto und Toto, Glücksspirale und Rubbellose, Klassenlotterie und Super 6 - immer neue Glücksverheißungen lassen die Branche boomen.

Von dieser Geldquelle profitieren viele. Mehr als 2 der insgesamt 12,7 Milliarden Mark, die im Jahr gesetzt werden, greifen die Finanzminister über die Lotteriesteuer ab. Mit weiteren rund zweieinhalb Milliarden werden im Landesauftrag Opern- und Krankenhäuser unterstützt, Maler und Sportler finanziert.

Für die Gewinne der Spieler ist im Schnitt nicht einmal die Hälfte der Einsätze vorgesehen. [...] Wetten, etwa der Glücksspirale, ist es kaum mehr als ein Drittel.

Doch der Traum vom "Goldregen" (Lotto-Werbung) siegt bei zwei von drei erwachsenen Deutschen über die statistische Gewißheit, nur eine minimale Chance zu haben. Selbst der schlichte Dreier, der meist nicht einmal einen Zehnmarkschein bringt, fällt - pro Spielreihe - statistisch nur alle 61 Wochen. Beim Sechser dauert es sogar 298 799 Jahre (siehe Grafik Seite 100).

Die Spieler tippen, zahlen und verlieren dennoch weiter - darauf kann die staatliche Glücksspielszene bauen. Die Gewinne der Spielveranstalter sprudeln so reichlich wie noch nie. Alle Lotto-Fürsten wollen profitieren.

In Hessen etwa stolperte im vorigen Jahr SPD-Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing über Fernreisen, Luxusgehälter und üppige Abfindungen in dem von ihr beaufsichtigten Lotto-Revier. Ein "schlimmer Sumpf" sei die Lotto-Zentrale, kommentierte Regierungschef Hans Eichel hilflos.

In Baden-Württemberg entging CDU-Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder nur knapp demselben Schicksal wie seine hessische Kollegin. Zunächst jedenfalls, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer gegen ihn.

Gegen Mayer-Vorfelders ehemaligen Lotto-Chef Peter Wetter verhängte das Stuttgarter Amtsgericht Ende Mai einen Strafbefehl über 52 500 Mark - wegen Untreue in fünf Fällen. Seine Stellvertreter sollen aus den gleichen Gründen ebenfalls Geldstrafen zahlen. Sie sind noch im Amt.

Westlotto-Chef Wortmann plädiert inzwischen für "eine überregionale Sicherheitskommission", damit sich nicht länger jeder regionale Lotto-Clan nur selbst kontrolliere. Er fürchtet, daß die Spieler eines nicht so fernen Tages übellaunig reagieren könnten.
Anlaß dafür hätten sie zur Genüge. Überall im staatlich lizenzierten Spielbetrieb wird getrickst - nicht nur beim Lotto.
Für die Glücksspirale wurden bis 1992 nur Lose mit den Anfangsziffern null bis fünf verkauft. Ausgelost aber wurden die Gewinne aus den vollständigen Serien mit jeweils zehn Millionen Losen. Alle Treffer, die auf die obere Hälfte der Serie entfielen (Anfangsziffern sechs bis neun), waren nur theoretisch Gewinne, in der Praxis aber Nieten - die entsprechenden Lose existierten nicht.
Von 1993 an kamen auch Lose pro Veranstaltung mit den Anfangsziffern sechs und sieben in den Verkauf. Und erst als die Gerüchte in der Branche zu laut wurden, konnten die "drucktechnischen Gründe", so die offizielle Begründung, überwunden und alle Nummern produziert werden, die in der Ziehung sind.

Die Sache ist noch immer nicht in Ordnung, bis heute werden längst nicht alle Lose verkauft: Die kleineren Lotto-Länder, von Bremen bis zum Saarland, werden oft nur drei Millionen Lose pro Veranstaltung los - und nicht zehn Millionen. Bei ihnen werden also nach wie vor Scheingewinne gezogen.

Das alles geschieht unter notarieller Aufsicht. Bei einer Verlosung im Juni 1991, der Fall findet sich in einer Urteilsbegründung des Stuttgarter Oberlandesgerichts vom 5. Mai dieses Jahres, verfiel der Notar selbst einer verrückten Idee.
Weil der ausländisch klingende Name des soeben gezogenen Gewinners schlecht lesbar und nicht leicht auszusprechen war, fand die amtlich vereidigte Vertrauensperson es richtig, das Los des Fremdländers zurück in die Trommel zu werfen und neu zu ziehen - möglichst einen deutschen Namen.

Das war selbst dem Vertreter der Lotto-Zentrale zu windig. Er verhinderte die neuerliche Ziehung.

Doller noch treiben es jene Spielveranstalter, die mit Gewinnen locken, obwohl es die gar nicht gibt. Das Gutachten der Treuarbeit enthüllt die dreisten Tricks der Glücksmacher: Die Sonderauslosung von 26 VW-Cabrios war für den 26. Juni 1993 in Baden-Württemberg groß angekündigt. Stattgefunden hat sie freilich nie. Die schönen Autos, so hieß es später, waren nicht lieferbar.

Vor allem bei den Sonderauslosungen geht das Glück gelegentlich sonderbare Wege. Zwar wirbt der Deutsche Lotto- und Toto-Block in ganz Deutschland: "10 BMW 740 i" zu gewinnen am 2. September; zehnmal 100 000 Mark zum Nikolaustag oder "10 Mercedes S 500 Coupe" fürs Sonder-Spiel 77. Aber zu gewinnen sind die Preise in weiten Teilen Deutschlands nicht.

Weil es meist nicht genug Top-Gewinne für alle 16 Lottogesellschaften gibt - sondern zum Beispiel nur drei Ferraris für 16 Regionen - wird eine "Vorausziehung" vorgeschaltet: Die Luxuslimousinen oder das "Baugeld" (viermal eine Million Mark am 14. Januar 1995) werden zunächst zwischen den Lotto-Zentralen verlost.

Wer dann etwa in Bremen eigens deshalb zum Tippschein greift, weil ihn der Daimler lockt, hat keine Chance, wenn Autos vorab an Sachsen oder Bayern gingen. Auch die Spieler im Rheinland und in Westfalen stehen in diesem Fall abseits.

Mathematisch-statistisch, rechtfertigen sich die Lotto-Herren, sei das - immer nach dem Zufallsprinzip - völlig in Ordnung. Nach dieser Logik könnte der Lotto-Buden-Besitzer allerdings auch vier von fünf Scheinen vor den Augen seiner Kunden in den Müll werfen.

Es muß ja nicht unbedingt getrickst und gepfuscht werden: Die Tipper sind auch so die Verlierer im Millionenspiel. Die Veranstalter führen auf Kosten ihrer Kunden ein süßes Leben.

Bei der Württemberger Lotto-Zentrale etwa wuchs der Umsatz aus Spieleinsätzen zwischen 1988 und 1993 um 28 Prozent. Die Ausgaben des Lotto-Teams aber stiegen um über 100 Prozent: Elegante Dienstwagen wurden angeschafft, Luxusreisen mit Ehefrauen organisiert.
Das 30 Millionen Mark teure Stuttgarter Lotto-Haus gleiche teilweise "eher einem Museum für moderne Kunst als einem Betriebsgebäude", staunten die Prüfer des Landesrechnungshofes. Das Unternehmen arbeite "in ständiger Versuchung, gegen den Sparsamkeitsgrundsatz zu verstoßen". Allein für einen Steinway-Flügel blätterten die Lotto-Verwalter 68 500 Mark hin - frei nach dem Werbespruch der Glücksspielbranche: "Das Geld muß raus."

Das Motto gilt überall im Lotto-Land. Über die "kostspielige Geschäftsbesorgung", die sich das Land mit seiner Sport-Toto GmbH leiste, staunte im Mai dieses Jahres auch der Rechnungshof im benachbarten Rheinland-Pfalz. 12,9 Prozent aller Glücksspieleinnahmen bleiben dort in der Verwaltung hängen.

Mit viel Geld pflegen die Lotto-Männer ihre Gäste auf das fürstlichste zu bewirten - vor allem ihre Kontrolleure in den Aufsichtsgremien. Und zu luxuriösen Gratisreisen laden sie gleich scharenweise ein.

Ihre eigenen Interessen verlieren die Lotto-Herrschaften in Mainz dabei nicht aus den Augen. Die Gruppe der Leitenden Angestellten wird zum Teil entlohnt wie Oberbürgermeister einer größeren Stadt.

Den vier Mitgliedern der Geschäftsführung geht es noch etwas besser. Ihre Gehälter sind binnen fünf Jahren um über 40 Prozent angehoben worden, im Schnitt auf rund 290 000 Mark im Jahr. Dazu kommen "Leistungsprämien" von bis zu 45 000 Mark im Jahr.
So richtig auskömmlich wird die Sache erst durch einen Zusatzjob: Die Lotto-Geschäftsführer sind zugleich in der Geschäftsleitung eines Reiseunternehmens, das zu 20 Prozent der Sport-Toto GmbH gehört und zu 80 Prozent Sportverbänden, die wiederum beim Lotto mitmischen dürfen.

Wieviel dabei abfällt, wollten die Herrschaften dem Rechnungshof nicht preisgeben: Sie verweigerten den Einblick in ihre Geschäftsunterlagen.

Wer es zu einer Spitzenposition bei einer der 16 Lotto-Zentralen in Deutschland bringt, hat ausgesorgt. Der langjährige, im Vorjahr ausgemusterte Stuttgarter Lotto-Chef Peter Wetter strich 256 787 Mark per annum ein.
Auch für den Lebensabend der Lotteriebosse ist gut gesorgt. Dem Landesrechnungshof jedenfalls "war eine derart günstige Versorgungszusage bisher noch nicht bekannt geworden", wie er sie im Fall Wetter entdeckte: "Insbesondere der schon nach vier Jahren Tätigkeit bei der Gesellschaft erreichte Ruhegehaltssatz", monierten die Prüfer, überschreite "die Grenze des Vertretbaren".
Solche Jobs sind, logisch, selten über das Arbeitsamt oder über Zeitungsinserate zu haben. Hilfreicher sind da schon Beziehungen zur Politik. Seit Jahrzehnten pflegen Parteien und Landesregierungen entbehrliche Honoratioren auf den hochdotierten Lotto-Sesseln zu entsorgen.

In Niedersachsen bettete Ministerpräsident Gerhard Schröder seinen Staatskanzleichef Reinhard Scheibe lottoweich, die Hamburger Sozialdemokraten wurden in der Glückszentrale ihren gescheiterten Polizeipräsidenten los, den Ex-Gewerkschaftssekretär Dieter Heering. In Münster, bei Westlotto, wartete der von den NRW-Christdemokraten als Finanzminister vorgesehene Theodor Schwefer jahrelang auf einen Wahlsieg seiner CDU - vergebens, aber hochdotiert.

Die Lotto-Bosse bedanken sich gewöhnlich mit Geldspenden für Sport- oder Gesangvereine, die ihren Gönnern am Herzen liegen. Manchmal richten die Lotto-Leute, wie in Stuttgart geschehen, ihren Freunden aus der Politik auch Geburtstagsfeste aus oder bauen ihnen einen Partyraum: Der im Firmenjargon nach dem Finanzminister und langjährigen Lotto-Kontrolleur des Südwest-Landes, Gerhard Mayer-Vorfelder, "MV-Keller" benannte Festsaal unter der Lotto-Zentrale verschlang rund 400 000 Mark.

Nur wenn es die Herren allzu toll treiben, fällt das freigebige Gebaren auf. Dann muß ein Verantwortlicher gehen - aber sonst bleibt alles beim alten. So überstand das staatliche Monopol zum Ausbeuten der Spielleidenschaft noch jeden Skandal. [...]"

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9201009.html


Stresstest - "Großraum Krefeld"

__________________
"Eine nicht manipulierte Lotterie ist in deinem Land leider nicht verfügbar!"
2 19.08.2016 02:20 Stresstest ist offline E-Mail an Stresstest senden Beiträge von Stresstest suchen
Solon
Zum Anfang der Seite springen

Rooobert Rooobert ist männlich
Routinier


images/avatars/avatar-546.jpg

Dabei seit: 16.02.2013
Beiträge: 364
Bundesland:
Schleswig-Holstein

Meine Beziehung zum Gewerberecht:
interessierter Bürger


Level: 39 [?]
Erfahrungspunkte: 1.484.101
Nächster Level: 1.757.916

273.815 Erfahrungspunkt(e) für den nächsten Levelanstieg



www.Fiat-126-Forum.de







Alles Verbrecher Respekt
3 21.08.2016 17:10 Rooobert ist offline E-Mail an Rooobert senden Beiträge von Rooobert suchen
Thema als PDF anzeigen | Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Forum-Gewerberecht » Gewerberecht » Spielrecht » Einblick in die Lotto-Zentrale


Ähnliche Themen
Thread Forum Gestartet Letzte Antwort Statistik
Wochenmarkt - Vergabe an gewerblichen Marktausrichter [...] Messen, Märkte, Ausstellungen (Titel IV GewO)   01.04.2008 07:56 von Wittgensteiner     Gestern, 16:28 von BS   Views: 22.193
Antworten: 8
Legale Abgabe von Genusscannabis - Schaffung eines Rec [...] Stehendes Gewerbe (allgemein)   06.11.2022 04:10 von Puz_zle     11.04.2024 05:57 von Puz_zle   Views: 1.400.303
Antworten: 30
Ausschankerlaubnis als Essenslieferdienst? Gaststättenrecht   16.03.2024 03:12 von doni-tom     18.03.2024 13:25 von Civil Servant   Views: 3.205
Antworten: 1
4 Dateianhänge enthalten Wichtig: 14. Bundesfachtagung-Gewerberecht - Infothread Bundesfachtagung Gewerberecht   02.08.2023 12:52 von webmaster     12.03.2024 09:08 von Adidas   Views: 771.610
Antworten: 27
Umwandlung Einzelunternehmen in eine GbR Stehendes Gewerbe (allgemein)   14.04.2010 09:52 von Ingo Hupens     11.03.2024 15:16 von Pitti81   Views: 164.311
Antworten: 33

Berechtigungen
Sie haben in diesem Forenbereich folgende Berechtigungen
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge bis zu 24h nach dem Posten zu editieren.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge anzufügen.
Es ist Ihnen erlaubt, Anhänge herunterzuladen.
BB Code ist Aus.
Smilies sind Aus.
[IMG] Code ist Aus.
Icons sind Aus.
HTML Code ist Aus.


Views heute: 316.704 | Views gestern: 373.506 | Views gesamt: 887.030.738


Solon Buch-Service GmbH
Highslide JS fürs WBB von Ninn (V2.1.1)


Impressum

radiosunlight.de
CT Security System Pre 6.0.1: © 2006-2007 Frank John

Forensoftware: Burning Board 2.3.6 pl2, entwickelt von WoltLab GmbH
DB: 0.001s | DB-Abfragen: 87 | Gesamt: 0.268s | PHP: 99.63% | SQL: 0.37%