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Die Casinos Austria AG mit Sitz in Wien betreibt nicht nur 12 Spielbanken in Österreich, sondern auch 35 weitere ausländische Glücksspielbetriebe und verschiedene hochdotierte Lotterien. Die Tochterfirma Casinos Austria International ergänzt als internationaler Glücksspielakteur das Programm mit sechs Casinos auf Luxus Kreuzfahrtschiffen und vielen weiteren modernen Entertainment-Centern in 11 Ländern. Nun hat die Staatsholding ÖBIB (Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH) 33% des Konzerns übernommen. Was steckt dahinter?

Für bis zu 140 Millionen Euro wechselten die besagten Anteile von der Österreichischen Nationalbank zur ÖBIB. Weitere Anteilseigner sind mehr als 20 verschiedene Unternehmen wie die Privatstiftung Maria Theresia Bablik und das Bankhaus Schelhammer & Schattera. Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling bekundet allerdings deutliches Interesse zur Komplettübernahme des Casino-Konzerns in staatliche Hände, inklusive späterer erneuter Privatisierung - wahrscheinlich in Form eines Börsengangs. Dabei geht es ihm um die Stabilisierung der 2013 in finanzielle Schieflage geratenen Casinos Austria International, den Erhalt von 2300 Jobs und die Sicherung enormer Steuereinnahmen aus dem Glücksspielbetrieb.
Als einer der größten Herausforderungen ist das vermehrte Online Glücksspiel anzuführen, bei dem zwar mit einem eigenem Casino mitgemischt wird, dieses jedoch noch hinter den führenden Marktbegleitern hinterherhinkt. Durch den Markteintritt weiterer Plattformen, beispielsweise dem ehemals exklusiven Online Poker Riesen PokerStars, der mittlerweile auch Casino Spiele anbietet, verschärft sich der Konkurrenzkampf um den Wachstumsmarkt zusätzlich.

Mehr als eine halbe Milliarde Euro Steuern spülte Casinos Austria zuletzt in die Staatskasse, die Lotterien lieferten dabei den größten Anteil von mehr als 400 Millionen Euro. Ein Teil dieses Geldes wird zweckgebunden verwendet, so erhält zum Beispiel die Sportförderung 80 Millionen Euro; weitere Förderprojekte gibt es im Bereich Kinder- und Seniorenhilfe. Auf diese Weise kommen die Einnahmen aus dem Casinobereich also vielfältigen sozialen Projekten sowie der Spielsuchtprävention zugute, die auf lange Sicht abgesichert werden sollen. Ein privater Investor könnte womöglich die Weichen dafür legen, dass verschiedene Dienstleistungen der Casinos Austria eingestellt und Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden. Der schlimmste Fall wäre die Komplettabwanderung des Unternehmens, was Finanzminister Schelling auf jeden Fall verhindern möchte.
Die Verhandlungen über die Übernahme der restlichen Anteile durch die ÖBIB laufen also weiterhin, seit neuestem mit Martha Oberndorfer als neue Generalsekretärin. Oberndorfer fungierte zuvor als Chefin der Bundesfinanzagentur und hat sich auf diesem Posten als ausdauernde und hartnäckige Personalie erwiesen. Sie wird auch weiterhin einige Beharrlichkeit benötigen, denn die ebenfalls an der Casino-Übernahme interessierte Konkurrenz schläft nicht.

Nicht nur der österreichische Staat ist an Casinos Austria interessiert: Der Glücksspielkonzern Novomatic, bislang reiner Spielhallen-Betreiber und Automatenhersteller, landete im Juni einen Überraschungscoup im Pokerspiel um die Konzernanteile: Er umging die Vorkaufsrechte der bereits vorhandenen Eigner, sicherte sich 7,94 % der Anteile und erregte damit einiges Aufsehen.
Zudem bekundete das Unternehmen Novomatic Interesse an der Übernahme der Casinos Austria und tritt damit in direkte Konkurrenz zur staatlichen ÖBIB. Womöglich holt Novomatic-Eigentümer Johann F. Graf noch einen weiteren Investor mit ins Boot, um seine Pläne zu verwirklichen, doch hierbei handelt es sich bislang nur um reine Spekulationen. Die Automatenspiele von Novomatic sind sowohl in Österreich als auch in Deutschland und in der Online Casino Welt sehr verbreitet, eine eigene Spielbank besaß das Unternehmen bislang jedoch nicht.

Die Verhandlungen, die hinter verschlossenen Türen ablaufen, gestalten sich also kompliziert. Die Vielzahl der aktuellen Anteilseigner ist das eine Problem - der steigende Preis aufgrund von mehr Wettbewerb wird sicher zu einer weiteren Erschwernis im Milliardenpoker führen. Die zu verkaufenden Anteile besitzen Insidern zu Folge, ohne die Anteile an den Lotterien, bereits einen Wert von beinahe einer halben Milliarden Euro, aber bei diesem Preis wird es wohl nicht bleiben, da inzwischen mehrere Bieter miteinander konkurrieren. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis das Rennen endgültig gelaufen ist - und auch das Ergebnis ist noch vollkommen offen.
Diese österreichischen Spielstätten gehören zu Casinos Austria
Zu Casinos Austria gehören bekannte Casinos an vielen relevanten Orten. Die zwölf Casinos sind im Einzelnen: Casino Wien, Velden, Baden, Bregenz, Bad Gastein, Innsbruck, Graz, Linz, Salzburg, Seefeld, Kitzbühel und Kleinwalsertal.

[URL]http://relevant.at/wirtschaft/unternehmen/1581480/casinos-austria-wirt
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Gepostet am 12.07.2015 um 11:55 von:
Benutzer: schindel
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