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Nette gemeinter Brief, von mir aufgeschnappt:


[SIZE=18]Ein „Lämmer-Brief“ zur Schließung von Spielhallen während des Gottesdienstes[/SIZE]


Sehr geehrter Herr Bischof,


ein Hirtenbrief ist in der römisch-katholischen Kirche ein Rundschreiben eines Bischofs an seine Gläubigen oder, um im Sprachbild zu bleiben, an seine Lämmer. Einer dieser Gläubigen, einer dieser Lämmer in Ihrem Bistum bin ich, Peter Eiba, mittelständischer Automatenunternehmer, Katholik und fleißiger Kirchensteuerzahler. Einige Hirtenbriefe habe ich schon vernommen.

Schon als kleiner Bub habe ich mir in der vordersten Kirchenbank die Frage gestellt: Wenn es einen Hirtenbrief gibt, dann müsste es eigentlich auch auch einen Lämmer-Brief zurück an den Hirten, also an den Bischof geben, oder? Denn nur so käme eine vernünftige Kommunikation zustande...

Ich weiß nicht, ob es einen solchen Lämmer-Brief an Sie schon mal gegeben hat. Wenn nicht, dann bin ich der Erste, der das versucht.

Ich kam mir nämlich echt belämmert vor, als ich Ende Oktober ein Fax der Stadt Augsburg erhielt, in dem mir verboten wurde an „Sonn- und Feiertagen während der ortsüblichen Zeit des Hauptgottesdienstes“, also von 7.00 bis 11.00 Uhr meine Spielhallen zu öffnen. Augsburg ist damit die einzige Stadt in ganz Deutschland, die so verfährt. Ich erleide wirtschaftlichen Schaden, meine Angestellten verlieren fest eingeplante Arbeitszeiten und Arbeitsvergütungen.

Dass eine Stadt die Gottesdienstzeit zum Vorwand nimmt, um uns kleinen und mittelständischen Unternehmern zu schaden, weil wir angeblich die Spielsucht fördern würden, ist an Unverfrorenheit kaum mehr zu überbieten. Mir fällt dazu das 2. Buch Mose, 20,7 ein: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht!“ Denn der Staat ist mit Lotto, Rubbel- und Bayernlosen und seinen Spielcasinos einer der größten Glücksspieldealer überhaupt.

Meine Frage: Geht dieses Verbot, dieses Schreiben der Stadt an mich, auf eine Initiative von Ihnen zurück?

Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen. Aus zwei Gründen:

1. Sie würden sich als Bischof doch sicherlich nicht auf diese plumpe Art und Weise vor den Karren der Stadt spannen lassen.
2. Sie würden als erfahrener Theologe, Verwaltungsmann und Hirte sicherlich nicht davon ausgehen, dass die vierstündige Schließung meiner Spielhallen die Kirchenbänke wieder füllen und die Kirchenaustritte verringern werden.

Punkt 2 deckt sich auch mit einer Blitzumfrage unter meinen Kunden. Keiner von Ihnen würde in der betreffenden Zeit zum Gottesdienst gehen. Meine Spielhallen und Ihre Kirchen konkurrieren also nicht um die selbe Kundschaft. Okay, eine kleine Einschränkung muss ich machen: Auch zwei Priester spielen gelegentlich bei mir. Aber auch die würden nicht in der fraglichen Zeit in die Kirche gehen, es sei denn, sie hätten Dienst.

Die Doppelzüngigkeit der Stadt mit ihrem „Hauptgottesdienst“-Argument entlarvt sich auch bei einem etwas genaueren Hinblick auf die Religionszugehörigkeit der Augsburger. Von den knapp 273 000 Fuggerstädtern sind rund 67 000 konfessionslos, 30 000 Muslime und 1 800 Juden. Diese Menschen betrifft die „Hauptgottesdienst“-Zeit überhaupt nicht.

Ich könnte Ihnen viel zum Thema Spielsucht erzählen, das würde aber den Rahmen dieses „Lämmer-Briefes“ sprengen. Wenn Sie Interesse an einer solchen Diskussion haben, können wir uns gerne mal treffen. Nur so viel vorab: In allen meinen Spielhallen habe ich eine freiwillige Selbstbeschränkung hinsichtlich des Alters eingeführt. Statt, wie gesetzlich erlaubt ab 18 Jahren, dürfen bei mir erst junge Erwachsene ab 21 Jahren spielen. Und ich gehörte zu den maßgeblichen Verfechtern für ein Verbot der sogenannten „Fun Games“ (von der Automatenindustrie illegal eingeführt und als Unterhaltungsspiele getarnt), die bei den Spielern zu riesigen Verlusten führen konnten...

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Ordnungsämter (wie das der Stadt Augsburg) sich um das illegale Spiel und nicht um das legales Spiel kümmern sollten.

Ich erwarte gespannt die Beantwortung meiner Frage in diesem „Lämmer-Brief“. Es muss ja nicht gleich ein Hirtenbrief sein...


Mit freundlichen Grüßen


P. E.

 Danke    Respekt  



Gepostet am 17.04.2014 um 12:39 von:
Benutzer: alfi1950
Der Original-Beitrag :
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