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Hallo Meike

Ich antworte jetzt einfach mal so, wie ich es in Erinnerung habe, also ohne mich mit Bekannten darüber auszutauschen. Das würde etwas dauern. Kann ich aber gerne noch nachholen.

[quote][i]Original von Meike[/i]
weißt du, was alles auf Deiner Spielerkarte gespeichert wurde? [/quote]
Ich nehme doch an, dass auf der Karte selbst gar nichts verzeichnet wurde. Ich schätze das System so ein, dass sich dort lediglich ein Chip mit einer Identifikationsnummer befand.

Es wird auch nicht so einfach gewesen sein, Informationen über einen Spieler zu bekommen. Manche Menschen hatten eine Spielerkarte, manche mehrere, andere keine. Gelegentlich wurden die Karten weiter"verkauft", halt zum Pfand, für den man die Karte ausgehängigt bekam.

Es war, naja, alles etwas chaotisch damals. Die Karten konnten recht universell eingesetzt werden. Bei den Fungames konnte man sein Punkteguthaben speichern. Bei Gewinnaktionen an Demogeräten, an denen man nur einmal am Tag oder in 24 Stunden teilnehmen konnte, dienten sie zur Regelung dieser Einschränkung. Ich muss mich da auch korrigieren, zur Teilnahme an späteren Aktionen wurden auch die Kundendaten festgehalten, um eine merhfache Teilnahme auszuschließen.

Zeitweise konnte man an speziellen Geräten seine Weiterspielmünzen einwerfen, und über eine Karte "speichern", oder auch Weiterspielmünzen "ausleihen". Also Geld am Automaten in Weiterspielmünzen tauschen, wobei man 2 Wochen Zeit hatte (wenn ich mich richtig erinnere), gegen Einwurf der Weiterspielmünzen sein Geld zurück zu erhalten. Und wenn die Zeit dafür knapp wurde - kein Problem. Man brauchte eine zweite Kundenkarte, "lieh" sich damit die Weiterspielmünzen, die man brauchte, um das Geld der ersten Karte auszulösen.

Daneben dienten die Kundenkarten zur Aktivierung des Jackpots, oder auch zur Identifikation bei der Auslösung des Jackpots.

Das "Kundentracking" kann auch nur in Grenzen erfolgreich gewesen sein. Abgesehen davon, dass Spielerkarten weitergereicht bzw "verkauft" werden konnten, sprach es sich herum, dass die Jackpots irgendwann in Abhängigkeit von der Spieldauer an den Geldspielgeräten ausgelost wurden. Was wieder dazu führte, dass es Kunden gab, die Bekannte hatten, die kein Interesse an den Jackpots hatten, aber nichts dagegen hatten, dass derjenige das Spielen auf seine Karte registrieren ließ. Zeitweise wurden damit die Jackpots immer von denselben Menschen ausgeköst.

Über diese Zeit vor 2006 sollte man nicht zuviele Gedanken verschwenden. Die Situation mit den Fungames und den Jackpots war eskaliert. Der Höchsteinsatz an den Fungames stieg von 20 Pfennig über 2 DM bis zu 10 DM, in seltenen Fällen auch mehr.

Bei den damaligen Jackpots wirst Du vermutlich alles vorfinden, was Du Dir vorstellen kannst. Die Jackpots wurden ja nun auch ständig weiterentwickelt (vielleicht auch manipuliert?). Sie sollten Kunden anlocken. Ich habe Jackpots erlebt, die mit Sicherheit halbwegs zufällig gefallen sind, solche, die auf eine bestimmte Höhe eingestellt wurden, Jackpots, die ganz offensichtlich zugespielt wurden, bis hin zu Jackpots (dieses habe ich nur gehört), die "nie" fielen.

Es gibt diese Jackpots heute nicht mehr, und die Fungames sollten auch der Vergangenheit angehören.

[quote][i]Original von Meike[/i]
Zum Thema "Wettbewerbsvorteil" und "Ausschüttung" stimme ich Dir zu. [/quote]
Im Geldspielbereich waren diese Spielerkarten sehr praktisch, sowohl für die Spieler, wie auch für die Aufsteller. Dass sie nie zugelassen waren, wußte ich bislang nicht.

Ich kann mir vorstellen, dass damals von einer höheren Strafe abgesehen wurde, weil die Gesamtsituation eskaliert war. Ich kenne keine Spielhalle, bei der diese Weiterspielmünzen nicht unter den Kunden verkauft wurden. Im Grunde war die ganze Branche betroffen, und akzeptierte Gesetzeswidrigkeiten, um den eigenen Profit zu erhöhen. Bei der neuen SpVo 2006 spielte es sicher auch eine Rolle, diese ganze Situation wieder in den Griff zu bekommen. Keine Strafen, sondern Zusammenarbeit, und die neue SpVo als Kompromiss.

Ich bin zwar mit manchen Eigenschaften der aktuellen Geräte nicht einverstanden, aber es ist eindeutig besser geworden, als es vor 2006 war. Vielleicht wurde da einfach nur nur spät eingegriffen.

Günter



Gepostet am 26.06.2010 um 01:00 von:
Benutzer: Guenter
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