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[b]So will Hamburg die Spielsucht bekämpfen[/b] [b]Flyer und Plakate sollen auf Hilfsangebote aufmerksam machen. [/b]

[b]Experten bemängeln vor allem fehlende Kontrollen.[/b]
Von Jule Bleyer

Mit einer groß angelegten Kampagne will Hamburg die Sucht nach Glücksspielen stärker bekämpfen. Von heute bis kommenden Montag werden in der Stadt Plakate aufgehängt sowie 10 000 Flyer verteilt, auf denen für die "Helpline Glücksspielsucht" (040 23 93 4444, mo-do 10 bis 19 Uhr, fr 10 bis 15 Uhr) der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e. V. (HLS) geworben wird. Betroffene und Angehörige erhalten dort Beratung und Informationen über die Behandlungsangebote. Der Bedarf ist groß: Bis zu 8000 Glücksspielsüchtige gibt es in der Hansestadt.

"Das krankhafte Glücksspiel ist ein ernstes Problem", sagt Dietrich Hellge-Antoni, Fachreferent in der Behörde für Verbraucherschutz (BSG). Doch noch werde es weniger wahrgenommen als andere Abhängigkeiten wie Alkohol- und Drogensucht - darum seien Präventionsangebote weniger bekannt.

Die Kampagne mit Slogans wie "Setz auf dich selbst" soll das ändern. Im vergangenen Jahr nahmen 542 Glücksspielsüchtige die Hilfe der sechs Beratungs- und Suchthilfezentren in Anspruch, mehr als 90 Prozent waren Männer. "Die Betroffenen befinden sich meist in einer desolaten finanziellen Situation mit großen familiären Schwierigkeiten, häufig besteht Suizidgefahr", sagt Maike Kleber, Spieler-Beraterin des Suchthilfezentrums Hamburg West (Lukas). Die größte Gefahr gehe von den Geldspielgeräten, also den Automaten in Spielhallen und Kneipen aus. In Hamburg gibt es rund 3600 dieser Automaten und 350 Spielhallen.

Das Problem sei die mangelnde Kontrolle, so Christian Bölckow von der HLS. Zwar gebe es gesetzliche Vorgaben wie die maximale Einsatzhöhe oder die Mindestdauer eines Spieles, aber keinen Schutz wie Ausweiskontrollen. "Wir fordern deshalb ein weltweites Verzeichnis, in dem sich Spielsüchtige registrieren lassen können, und dass dieses auch von Spielhallen kontrolliert wird", sagt Bölckow. In Casinos ist das gängige Praxis.

Die Stadt will den Schutz vor Spielsucht in Zukunft weiter verstärken. Allerdings verdient sie auch an den Glücksspielen: Für 2007 rechnet die Finanzbehörde mit Einnahmen in Höhe von 150 Millionen Euro aus sämtlichen Glücksspiel- und Wettangeboten, davon 70 Millionen aus der Lotterie- sowie zwölf Millionen Euro aus der Spielvergnügungssteuer. Aus jedem Euro, der in einen Spielautomaten gesteckt wird, gehen zehn Cent an die Stadt. Ein Zielkonflikt? "Wir brauchen ein gewisses Angebot an legalen Glücksspielen, damit die Menschen nicht in illegale Spiele abrutschen", sagt Hellge-Antoni von der BSG. "Aber dieses Angebot müssen wir genau beobachten."

erschienen am 23. Oktober 2007

Gefunden unter: [url=http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/23/807982.html]http://www.abend
blatt.de/daten/2007/10/23/807982.html[/url]  

Kampagne gegen Spielsucht - Nicht gerade glaubwürdig

[b]Kommentar[/b]
Von Kristian Stemmler

Es ist sinnvoll und jeden Euro wert, wenn die Stadt Hamburg mit einer Präventionskampagne Glücksspielsüchtigen helfen will. Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack. An jedem Automaten, jedem Roulettetisch, in jedem Wettbüro zockt der Fiskus fleißig ab. Wie bei Tabak und Alkohol tut sich auch beim Glücksspiel eine Glaubwürdigkeitslücke auf, wenn der Staat zum einen mit Lizenzabgaben, Wettsteuer und Lotteriesteuer jedes Jahr Milliarden kassiert, zum anderen warnend den Finger hebt.

Das ist so, als würde jemand gleichzeitig mit Vollgas und angezogener Handbremse Auto fahren. Der Verdacht liegt nahe, dass wirksame - und das heißt auch: restriktive - Maßnahmen daran scheitern, dass sie die Einnahmen schmälern könnten. Wenn Hamburg wirklich etwas gegen die Glücksspielsucht tun will, sollte es wie Bayern schnellstens Zugangskontrollen an den besonders problematischen Automaten einführen.

Gefunden unter: [URL]http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/23/807861.html[/URL]



Gepostet am 23.10.2007 um 13:16 von:
Benutzer: anders
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