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Hamburg - Turnier 2100 Spieler stürmten gestern Halle B 4

[b]Casino Royale in den Messehallen[/b]
Von Kristian Stemmler

Es ist wirklich eine Kunst, professionell gelangweilt auszusehen. Die zehn Männer an Tisch 34 üben sich in dieser Kunst. Sie sehen wie zufällig zur Seite oder ausdruckslos ins Nirgendwo, spielen mit ihren Chips oder kauen Kaugummi. Bei näherem Hinsehen lässt sich eine gewisse Anspannung aber nicht verleugnen, denn schließlich ist das hier kein Kaffeekränzchen, sondern eine bierernste Angelegenheit. Ein Pokerturnier.

Full House in Halle B 4 war gestern die Devise. Auf dem Messegelände grassierte das Pokerfieber - und das bedeutete auch im wörtlichen Sinn ein volles Haus. Rund 2100 Spieler aus ganz Norddeutschland, vom Anfänger bis zum Experten, kämpften beim "FullTiltPoker.net Million Euro Challenge" um die Einsätze und nutzten die Gelegenheit, Pokerlegenden wie Phil Ivey oder Chris Ferguson aus der Nähe zu bestaunen. Bis in die Nacht wurden Chips über die Tische geschoben - vor allem von jungen Männern, die "Frauenquote" lag bei unter zehn Prozent.

"Hamburg scheint ja eine echte Zockerstadt zu sein", staunte Nadja Horn vom Veranstalter, "als wir die Türen aufgemacht haben, haben die Leute die Halle geradezu gestürmt. Das hatten wir noch in keiner Stadt." Die Turnierreihe macht in sechs Städten Station, um jeweils einen Stadtsieger zu ermitteln. Beim Finale in München werden die sechs Sieger um eine Million Euro Preisgeld spielen. Wie die Eingeweihten natürlich wissen, ist Full Tilt Poker ein Onlinepokerraum, das heißt, man kann dort via Internet pokern. Das kann spannend sein, ist aber mit einem Live-Turnier kaum vergleichbar. Die Veranstalter hatten sich alle Mühe gegeben, Kasino-Atmosphäre in die triste Messehalle zu zaubern: roter Teppich, schwarze Tuchbahnen, jede Menge Pokertische, alles schön ausgeleuchtet. Da konnte man schon Lust auf ein gepflegtes Spielchen bekommen.

Wer sich allerdings mit den Finessen des Pokers nicht auskennt, der versteht nur Bahnhof. Die Fachbegriffe fliegen einem nur so um die Ohren. "Und dann bin ich all in gegangen" - "Die hat sich einen Pot nach dem anderen gekauft." - "Die Blinds gingen so schnell hoch." Alles dreht sich ums Checken, Callen und Raisen. Über Anglizismen regt sich hier keiner auf, denn die Sprache des Poker-Spiels ist nun mal Englisch.

An einem der 70 ovalen Turniertische, an denen jeweils zehn Spieler gegeneinander antreten, sitzt der Hamburger Marc Jordan (34), Verkäufer in einem Versandhandel für Druckerzubehör. Er pokert seit einigen Jahren. "Als der Boom losging, hat es mich auch gepackt", sagt er. "Mit verschiedenen Charakteren am Tisch zu sitzen" sei das Spannende, "und natürlich der Reiz etwas zu gewinnen".

Das ist ihm heute nicht vergönnt, dafür aber Isa Sowinska (27) an einem der Nebentische. Sie schlägt ihre neun männlichen Kontrahenten aus dem Feld. Die Bürokauffrau aus Laboe hat sich vor einem Jahr von ihrem Freund mit dem Pokervirus anstecken lassen. Von irgendwelchen Mätzchen wie Aufsetzen einer Sonnenbrille hält sie nichts: "Ich verlass mich auf meine weibliche Intuition." Wie ausführlich man über Poker plaudern kann, beweisen ein Stockwerk tiefer die US-Stars, die via Großbildschirm zum Volk sprechen. "Man muss nicht die beste Hand haben, um zu gewinnen. Das macht die Schönheit des Pokers aus", verkündet Howard Lederer, einer der weltbesten Spieler. Der nicht minder erfolgreiche Phil Ivey verrät, dass er jede Gelegenheit nutzt, um zu bluffen. Und Chris Ferguson, von Haus aus Computerwissenschaftler, erklärt dem Abendblatt-Reporter, dass er "beim Spielen genau analysiert. Mathematik ist sehr wichtig fürs Pokern." Wie im richtigen Leben: Gute Karten zu haben reicht nicht. Man muss auch was

Gefunden unter: [url=http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/01/800198.html]http://www.abend
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Gepostet am 01.10.2007 um 12:46 von:
Benutzer: anders
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