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Der Alltag: Beleidigungen gehören dazu

Ob ich keine Skrupel habe, solche Menschen auszunehmen? Fragen Sie den Sender, der mich beauftragt hat, den Mitteldeutschen Rundfunk. Ich bin kein Kind von Traurigkeit, habe gelernt, mich durchzusetzen. Auch körperlich.

Einmal, in einem Hinterhof, hat mich ein Typ angegriffen, als ich meinen Spruch aufsagen wollte. Bevor der mich traf, habe ich zugeschlagen. Ein Säufer. Später stellte sich raus: Er wurde mit Haftbefehl gesucht.

Von solchen Risiken ahnte ich nichts, als ich mich 1998 auf eine Anzeige des MDR meldete. Besondere Voraussetzungen wurden nicht verlangt, die haben mich einfach losgeschickt. Nachdem ich in 14 Tagen zwei Dutzend Schwarzseher aufgespürt hatte, war ich für die Schulung geeignet.

[b]Stundenlanger Drill bei der Schulung[/b]

Sie fand statt in einem noblen Hotel im Thüringer Wald. Hallenbad, teure Rotweine zum opulenten Büfett. Mit im Seminarraum hockten unter anderem ein halbes Dutzend Außendienstler, die hatten zuvor Lebensversicherungen oder Bausparverträge verkauft. Ein diplomierter Elektroingenieur war auch dabei. Acht Männer, drei Frauen.

Die wichtigste Dame rauschte zur Tür rein. Unsere Schulungsleiterin, ich nenne sie mal Frau Dr. Müller-Sowieso, um die 45, Typ Gouvernante, Bluse herbstlich bunt, grün-brauner Rock. Von morgens neun bis nachmittags um fünf bläute sie uns die Regeln ein: Verkaufstechnik, leichte Teilnehmer, schwierige Teilnehmer, indirekte Fragen, Alternativ-Fragen, Suggestiv-Fragen. Stundenlang hat die uns gedrillt.

[b]9,4 Millionen Euro Nachgebühren eingetrieben[/b]

Gelernt haben wir: Der Rundfunkbeauftragte verkörpert quasi das Gesetz, denn: „Das Nichtanmelden von Rundfunkgeräten ist eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einer Strafe von bis zu 1000 Euro geahndet.“

Ich bin ein guter Rundfunkbeauftragter. Meine Chefs haben mich mehrfach als Halbjahresbesten ausgezeichnet. Von 75 Kollegen bin ich immer unter den ersten 20. Einmal im Jahr feiern wir das. Dann lässt der Sender im 13. Stock ein exquisites Büfett auffahren: Hummer, Roastbeef, Champagner, Bordeaux. Vorher werden die Umsatzzahlen bekannt gegeben. 9,4 Millionen Euro Nachgebühren haben wir dem MDR zum Beispiel im Jahr 2004 eingetrieben. Die vom Norddeutschen Rundfunk waren Nummer eins: 16,8 Millionen. Radio Bremen: 590 000 Euro.

Es wird erwartet, dass ich dem Sender pro Jahr mindestens 150 000 Euro reinhole. Die Nachgebühren bringen den meisten Umsatz. Den Rest machen die Neuanmeldungen aus. Die werden nach einem Punktsystem abgerechnet. Für ein Radio gibt es einen, für einen Fernseher zwei Punkte. Pro Monat muss ich 100 Punkte bringen. Insgesamt bleiben für mich im Schnitt jährlich 50 000 Euro übrig. Brutto, versteht sich.

Momentan warte ich mal wieder auf ein paar Tausend Euro Provision. Mein Konto füllt sich erst, wenn die Teilnehmer an die GEZ überwiesen haben. Oft kommt trotz ausgefüllter Anmeldung überhaupt nichts.

Gefunden unter: [url=http://www.focus.de/digital/multimedia/gez/gez-fahnder/der-alltag_aid_
28763.html]http://www.focus.de/digital/multimedia/gez/gez-fahnder/der-allta
g_aid_28763.html[/url]



Gepostet am 03.05.2007 um 08:59 von:
Benutzer: anders
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