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Im Gespräch mit dem brasilianischen PokerStars-Pro Andre Akkari erfahren wir mehr darüber, wie Poker in seinem Heimatland als Denksport anerkannt wurde.


Andre Akkari
Chris Moneymakers Main-Event-Triumph in 2003 war der Auslöser für den weltweiten Pokerboom. Die Geschichte von Poker in Brasilien hat sich jedoch anders gestaltet und die Leute wurden erst später auf das Spiel aufmerksam. Wie genau lief das ab?

Andre Akkari: Es war eine Mischung aus mehreren Faktoren. Ich weiß nicht, ob es an der Sprachbarriere liegt oder der Lage von Brasilien auf der Weltkarte, aber grundsätzlich setzen sich manche Dinge in unserem Land immer erst etwas später durch. Wir brauchen unsere eigenen Helden, unsere eigenen Ereignisse.

2011 war Poker dann aber auch hier in aller Munde, nachdem ich mein Bracelet bei der WSOP gewinnen konnte. Es war nicht das erste für Brasilien, das gab es bereits 2008. Aber damals war die Pokercommunity in Brasilien so klein, dass es kaum jemand mitbekommen hat. Brasilianische Pokerspieler hatten da noch keinen richtigen Zugang zu den einschlägigen Pokermedien.

Als ich gewonnen habe, hat sich dann mit Globo alles geändert. Das ist das größte brasilianische Mediennetzwerk. Nach meinem Sieg 2011 hat man mich bei der größten Sportshow 17 Minuten lang interviewt. 85% aller Menschen in Brasilien schauen die Show. Als man mich gefragt hat, was es mit der WSOP in Las Vegas eigentlich auf sich hat, haben Millionen Menschen außerhalb der Pokerszene Brasiliens überhaupt zum ersten Mal davon gehört.

Im Anschluss ging es dann Schlag auf Schlag. Weitere Bracelets kamen dazu, aber auch ein paar politische Erfolge, nachdem das Sportministerium Poker als Sport anerkannt hat. Dafür war einiges an Arbeit mit den Politikern nötig. Ich denke aber, dass Brasilien nun für Pokerspieler ein einzigartiger Standort ist, weil es hier als Denksport angesehen wird und sich die Spieler um keinerlei gesetzliche Unklarheit Gedanken machen müssen.

"Wir haben die Sicht auf Poker geändert"

"Kommt nach Brasilien"
Wie groß war der Einfluss der brasilianischen Mentalität auf den lokalen Pokerboom? Deine Landsleute gehen Sport mit viel Leidenschaft an. War das ein großer Faktor?

Andre Akkari: Ja, auf jeden Fall. Als ich mein Bracelet gewinnen konnte, waren meine Freunde und Fans aus Brasilien an der Rail komplett aus dem Häuschen und haben es krachen lassen. Das war schon etwas anderes, vor allem für die WSOP-Offiziellen. Der Präsident der World Series hatte sich im Anschluss bei mir gemeldet und gesagt: "Das war unglaublich. Du hast die Sicht auf Poker geändert. Was es bedeutet, einen Final Table zu spielen. Ein Bracelet zu gewinnen." Die Atmosphäre werde ich nicht vergessen. Das war fantastisch, wobei die Konzentration natürlich schwerfällt, wenn es so laut ist.

FURIA ist ein eSports-Projekt, in das du nun involviert bist. Was hat zu der Investition in das Team geführt?

Andre Akkari: Ich habe mir die letzten zwei Jahre Gedanken um irgendeine Art von Beteiligung im Bereich eSports gemacht und jede Menge Videos dazu geschaut und Bücher gelesen. Das FURIA-Projekt hat es mir sehr angetan, weil es eine große Chance für die Etablierung von eSports in Brasilien ist. Ich will, dass eSports hierzulande denselben Weg geht wie Poker. Wir haben bei Poker einen großartigen Job gemacht in Sachen Strategie, Politik und Marketing. Nun ist der eSports an der Reihe.

Das Team ist unglaublich. In kurzer Zeit konnten wir zum besten brasilianischen Team bei Counter-Strike: Global Offensive aufsteigen (Platz 7 weltweit). Zusätzlich hat man es in nur acht Monaten von Platz 100 auf Platz 5 geschafft, was die Popularität hierzulande betrifft. Aktuell ist der Hype fast so groß wie um eine Fußballmannschaft. Das ist unglaublich. Auch Neymar hat es das Projekt sehr angetan und er ist stark involviert. Noch ist er zwar kein Partner, aber wer weiß, was noch kommt.

"Ein Pokerprofi lebt hier wie ein König"

Die Brazilian Series of Poker
Wie siehst du deine Heimat als mögliches Pokerparadies für professionelle Spieler wie es zum Beispiel Thailand oder Malta sind?

Andre Akkari: Wer Poker professionell spielt, mit Pokerspielern arbeitet oder auf andere Weise Teil der Industrie ist, der sollte auf jeden Fall mal vorbeikommen. Poker ist mittlerweile riesig hier und es wächst immer weiter.

Natürlich gibt es auch ein paar Probleme, das ist kein Geheimnis. Es ist natürlich gefährlicher hier als in Ländern wie den USA oder Großbritannien. Man muss wissen, wo man hingehen kann, mit wem man reden kann. An sich ist aber der Großteil des Landes ein Traum. Man kann den perfekten Spot in Rio oder São Paulo finden und ist dort auch sicher. Geld verdient man in Dollar oder Euro und gibt es dann in Real aus. Man wird mehr als genug davon haben und wie ein König leben.

Die steuerlichen Abgaben sind reguliert, Poker ist ein Denksport, sodass man auf dieselbe Weise besteuert wird wie zum Beispiel Fußballspieler. Alles ist geregelt und man kann sich einfach nur auf seinen Job konzentrieren.

Es gibt auch jede Menge faszinierender Live-Events wie die PokerStars Brazilian Series of Poker und die Events dort sind einige der größten der Welt mit zum Teil 15.000 bis 20.000 Teilnehmern.

Du hast angesprochen, dass die politische Situation für Pokerspieler in Brasilien großartig ist. Welchen Rat hast du für Spieler aus anderen Ländern, in denen Poker unreguliert oder die Gesetze einfach schlecht sind?

Andre Akkari: Kommt nach Brasilien und schaut euch an, wie wir es geregelt haben. Weil es perfekt gelaufen ist und Poker als Denksport anerkannt wurde. Es dreht sich alles darum, dass das Marketing genau diesen Aspekt zeigt. Genau so sind wir hier vorgegangen, indem wir den mentalen Anspruch und die strategische Seite des Spiels klar und deutlich aufgezeigt haben.

[URL]https://de.pokerstrategy.com/news/world-of-poker/Wie-Poker-in-Brasilie
n-zum-Denksport-wurde_109374/[/URL]



Gepostet am 30.09.2019 um 11:04 von:
Benutzer: räubertochter
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