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--- Das Ende vom Lied. (https://www.forum-gewerberecht.de/thread.php?threadid=17081)


Geschrieben von Durran am 06.07.2019 um 22:00:

  Das Ende vom Lied.

Nachdem ich hier so einiges mitgelesen habe, von übereifrigen Beamten und überaus pflichtbewussten Vollstreckern der öffentlichen Gewalt hier mal was von der anderen Seite des Ufers.

Ich selbst war 16 Jahre unternehmerisch tätig. Es gab eigentlich keine größeren Konflikte mit Ämtern oder Behörden.

Mittlerweile bin ich mehr als 10 Jahre angestellt, Teilzeit mit 28 Stunden Woche. Natürlich um die Steuer und Abgabenlast zu vermindern. In der zusätzlichen Freizeit habe ich mir ein Haus gebaut und mir geht es besser denn je.
Ich bin Handwerker, einer der letzten seines Standes. Nachdem im Jahr 2004 der Meisterzwang aufgehoben wurde war mir schon klar wohin die Reise geht.

Mittlerweile jammern ja alle über fehlende Qualität und mangelnde Kapazitäten insbesondere im Handwerk.

Ich bin nicht mehr am Markt. Das würde nicht sonderlich auffallen. aber im Umkreis von 50 km und mehr gibt es so einen wie mich nicht mehr. Obwohl mein Gewerbe seit langer Zeit abgemeldet ist rufen immer noch täglich ein dutzend Leute an und flehen mich geradezu an etwas für sie zu tun. Aber dazu habe ich gar keine Lust mehr.

Ich musste für viel Geld eine Meisterprüfung absolvieren, die dann ab 2004 wertlos wurde. Pech gehabt, dass ausgerechnet mein Gewerk abgeschafft wurde.

Was wäre eigentlich wenn man diese ganzen nutzlosen Verwaltungsbeamten einfach über Nacht abschaffen würde? Qualifizierung umsonst.

Ein paar Zahlen gefällig?

Es gibt 41 Gewerke mit Meisterzwang. Die Zahl der Meisterabschlüsse in den meisterpflichtigen Gewerken betrug 2018 rund 21000.

Zie Zahl in den 53 nicht meisterpflichtigen Gewerken betrug 2018 genau 881 Meisterabschlüsse. Allein an diesen Zahlen sieht man den Irrsinn der gesetzlichen Regelungen.

Und was passiert nun? Ganz einfach. Wo kein Meister ist wird auch nicht ausgebildet.
Und wo nicht ausgebildet wird stirbt das Handwerk. Und mittlerweile ist es schon gestorben. Ich selbst bilde nicht mehr aus. Aus Prinzip! Und freue mich insgeheim wenn Stellenanzeigen 3-4 Jahe offen stehen.

Ich bin Handwerker und kein Buchhalter. Ich bin weder Bürokaufmann noch Steuerberater. Mein kurzes Leben war mir einfach zu Schade mich mit Leuten wie hier ein Leben lang herumzuärgern.

Klar, ihr könnt Gewerbe untersagen und mit dem dicken Knüppel dem kleinen Handwerker noch einen oben draufgeben. Erzwingungshaft anordnen und Bußgelder erlassen.

Was am Ende bleibt. Wieder eine weniger.

Wenn tausende alteingesessene Gaststätten schließen- wo wollt ihr noch schön Essen gehen. Exemplarisch gesehen.

Ich kenne viele Handwerker, egal ob nun insolvent oder mit GU belegt, die arbeiten nun im Untergrund. Schwarz. Uns schützt niemand. Wenn Kommunen ihre Rechnungen nicht pünktlich zahlen, öffentliche Auftraggeber ihre Leistungen aus Polen oder Tschechien beziehen oder auslagern mit 1 Euro Jobbern.

Und so dient das Mittel der Gewerbeuntersagung schon als erpresserisches Mittel um dann aus dem Kleinunternehmer doch noch Haus und Hof heraus zu pressen. Und scheinbar macht das auch noch Spaß!

Was man hier nicht liest ist die Offensive gegen große Unternehmen. Warum läuft nicht längst ein Gewerbeuntersagungsverfahren gegen Audi und deren Vorstände. Hier wurden Millionen Kunden betrogen. Unzuverlässigkeit höchster Potenz. Behörden wie das KBA wurden vorsätzlich getäuscht. Es entstand Schaden in Milliardenhöhe.
Und wie man hier oft liest bedarf es einer GU nicht zwingend den Abschluss eines Strafverfahrens.

Wenn aber ein kleiner Handwerker 2000€ Forderung der BG nicht zahlt wird er mit einer GU kaltgestellt. Aber Achtung.Das gilt nur für Deutsche. Der Döner mit zweifelhaften Strukturen ist davon weniger betroffen. O.K, ich weiß wo dein Haus wohnt!

Wie lässt es sich sonst erklären dass 100 Gewerbeanmeldungen auf einen einzige Wohnung in Berlin möglich sind. Das funktioniert offenbar.

Ich genieße meine Leben, sitze im Sommer am Pool und bin sehr glücklich. Auch ohne Gewerbe. Die 50€ Steuern zahle ich gern. Dieses Deutschland kann es sich gut leisten seine Leistungsträger zu vergraulen.

Von 3000 Bäckern im Jahr 1990 gibt e 2019 gerade noch 800. Dann kauft halt beim Aldi die Brötchen und jammert nicht.

Und ich kenne so einige handwerker die für Beamte, Lehrer u.ä. gar keine Aufträge mehr annehmen, in diesem Sinne! Weiter so.



Geschrieben von domar am 08.07.2019 um 09:38:

 

Was soll man denn jetzt darauf antworten?

Es wurde bereits richtig erkannt und analysiert, dass es nicht um den Einzelnen geht, sondern die Großen das Sagen haben. Und genau diese Großen haben ihre Verbände und Lobbyisten in den Gremien, in denen Gesetzestexte und Verordnungen gemacht werden. Das bezweifelt keiner mehr und ist mittlerweile auch kein Geheimnis mehr.

Aus diesem Grund ist der Ort Ihre Kritik vollkommen falsch.

Behörden haben Gesetze und Verordnungen auszuführen. Mit welcher Intensität und in welchem Umfang richtet sich nach verschiedenen Kriterien.

Ich sitze bei verschiedenen Erlaubnissen am Tisch und sehe, wie den Kleinen durch Verordnungen immer mehr Steine in den Weg gelegt werden.

Das Einzige, was einem dazu einfällt zu antworten, weil das ja alles bekannt ist, lautet:

"Ihr habt Sie alle gewählt."



Geschrieben von Ecki am 09.07.2019 um 07:18:

  RE: Das Ende vom Lied.

Hallo Durran,

was denken Sie, wie es eine Handwerksbetrieb bzw. Gewerbetreibender generell sieht, der seinen steuerlichen und sozialversicherungspflichtigen Verpflichtungen nachkommt, wenn der Mitbewerber drei Straße weiter diesen Pflichten nicht nachkommt und keiner würde einschreiten um dies zu verhindern.

Der Kollege, der seinen finanziellen Pflichten nicht nachkommt kann seine Leistungen günstiger anbieten und hat dem Anderen gegenüber einen Wettbewerbsvorteil.

Wenn es niemanden geben würde, der dies verhindert, würde bald keiner mehr seiner Steuerpflicht, die ja übrigens nicht nur Selbständige haben, nachkommen.


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