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Geschrieben von räubertochter am 12.10.2017 um 08:18:

  Poker um die Vorherrschaft bei den Casinos

Wird die teilstaatliche Casinos Austria AG (CASAG) bald mehrheitlich in tschechischer Hand sein? Die Entwicklungen der vergangenen Wochen deuten darauf hin.

Am 11. August gab die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) bekannt, dass die tschechische Sazka-Gruppe rund um die Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc „beabsichtigt, die alleinige Kontrolle über die Casinos Austria zu erwerben“.
Die Sazka-Group, die laut Eigendefinition „zu den größten Lotterie- und Glücksspielkonzernen Europas“ gehört, war bisher (indirekt) mit rund 11 Prozent an der CASAG beteiligt. Am 11. September hat die BWB publik gemacht, dass die Tschechen die Casino-Anteile des Mühlenkonzerns Leipnik-Lundenburger (LLI) und der UNIQA – zusammen rund 23 Prozent – übernehmen dürfen. Somit kommt Sazka nun auf 34 Prozent.

Stand laut Firmenbuch 1. Oktober 2017 (vor der geplanten Umstrukturierung)
Ursprünglich wollten LLI und UNIQA ihre Anteile an Novomatic verkaufen. Das wurde von den Wettbewerbshütern aber untersagt – unter anderem deshalb, weil es im Bereich der Spielautomaten in Ostösterreich zu einer marktbeherrschenden Stellung des Glücksspielkonzerns aus Gumpoldskirchen gekommen wäre. So kamen eben die Tschechen zum Zug und sind somit größter CASAG-Aktionär.
Mögliches Interesse an staatlichen Anteilen
Wie könnte die Sazka-Group die absolute Mehrheit bei der CASAG erreichen? Derzeit gehören 33 Prozent der Casinos der staatlichen ÖBIB, 17 Prozent hält die Novomatic AG, der Rest teilt sich auf kleinere Aktionäre auf. Novomatic will die Anteile nicht veräußern. Somit muss die Sazka-Group auf zumindest einen Teil der ÖBIB-Aktien abzielen, denn mit den Kleinaktionären allein kommt sie nicht auf 50 Prozent plus. Dass Interesse an den staatlichen Anteilen besteht, will das Unternehmen nicht bestätigen. Das ist nicht überraschend, weil dafür in Österreich ein Regierungsbeschluss nötig wäre. Den kann nur eine neue Koalition nach der Nationalratswahl liefern.
Die Sazka-Group kann aber künftig ohnedies schon maßgeblichen Einfluss auf das große Glücksspiel in Österreich nehmen, denn gemeinsam mit Novomatic kommt sie auf 51 Prozent. Die beiden Glücksspiel-Unternehmen sind keine Konkurrenten, sondern geschäftlich über eine gemeinsame Tochterfirma namens LTB Beteiligungs GmbH mit Sitz in Wien (zwei Drittel gehören den Tschechen, ein Drittel der Novomatic) verbunden. Insofern bleibt auch Novomatic gut im Spiel.
Lizenz für 5.000 Automaten
Dass die privaten Glücksspiel-Unternehmen ein derart großes Interesse an den Casinos Austria haben, ist naheliegend. Die CASAG ist nicht nur insgesamt ein erfolgreiches Unternehmen, sie verfügt über ihre Lotterien-Tochter auch über eine Lizenz für bis zu 5.000 Video Lottery Terminals (VLT), deren Rahmen derzeit bei Weitem nicht ausgeschöpft ist. Nur rund 600 solcher VLT-Geräte, die mit herkömmlichen Spielautomaten vergleichbar sind und im gesamten Bundesgebiet in Hallen aufgestellt werden können, sind in Betrieb. Das eröffnet große Expansionsmöglichkeiten – und damit die Gelegenheit, auch in jenen Bundesländern Spielautomaten zu installieren, wo das kleine Glücksspiel gesetzlich untersagt ist, etwa in Wien. In der Bundeshauptstadt dürfen die landläufig als einarmige Banditen bezeichneten Spielapparate seit 2015 nur noch im Casino betrieben werden.

https://www.addendum.org/gluecksspiel/casinos-austria/


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