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Geschrieben von räubertochter am 14.06.2016 um 07:31:

  Bwin, Tipico und Co.: Halb-legale Sportwetten

Zur EM machen Wettanbieter wie Bwin und Tipico massiv Werbung. Was viele nicht wissen: Sportwetten über private Anbieter im Internet sind in Deutschland gar nicht zulässig.

Sportwetten rechtlich in einer Grauzone

Bisher hat keiner der Anbieter von Sportwetten im Netz eine offizielle und bundesweite Lizenz für sein Angebot. Die Unternehmen versuchen zwar seit Jahren, eine solche zu bekommen, das klappt aber bislang nicht. Von den Behörden werden sie faktisch nur geduldet. Rechtlich befinden sie sich also in einer Grauzone.

Chaotische Zustände bei der Lizenzvergabe

Das Problem: Offenbar schaffen es die Bundesländer seit Jahren nicht, den Sportwettenmarkt in Deutschland vernünftig zu regeln. Es wird zwar wiederholt darüber geredet, dass Lizenzen für die Anbieter vergeben werden sollen, aber dazu gekommen ist es noch nicht. Der Europäische Gerichtshof hat bereits die Glücksspielregelung in Deutschland als nicht vereinbar mit EU-Recht eingestuft. Das liegt unter anderem daran, dass die meisten Bundesländer in Deutschland die Lizenzen für Sportwettanbieter auf eine bestimmte Anzahl begrenzen wollen. Der Hintergrund: In Deutschland hat der Staat ein Monopol auf Glücksspiele. In den anderen EU-Ländern ist der Markt dagegen für private Anbieter geöffnet und es herrscht Dienstleistungsfreiheit. Der Europäische Gerichtshof spricht sich nun dafür aus, dass diese offene Regulierung auch in Deutschland umgesetzt wird.

Wie der Staat mit verdient

2015 lag der Umsatz der Sportwett-Anbieter laut Schätzungen bei knapp fünf Milliarden Euro. Dabei kommt es zur paradoxen Situation, dass die meisten Unternehmen ihre erzielten Wetteinsätze versteuern, obwohl sie keine Konzession für ihre Tätigkeit haben. Es wird geschätzt, dass dadurch allein 2016 mehr als 250 Millionen Euro Steuereinnahmen in die Länderhaushalte fließen.

Wetten ist theoretisch strafbar – aber ohne Konsequenzen

Wenn der Anbieter im Internet über keine hinreichende Erlaubnis verfügt, macht der Verbraucher sich theoretisch sogar strafbar, wenn er im Netz wettet. Rechtsanwalt Michael Terhaag sagt aber: Welcher Anbieter welche Lizenz hat und welche nicht, das ist derzeit sehr undurchsichtig.
Der Verbraucher müsse keine rechtlichen Konsequenzen befürchten: "Man kann aber auch sagen, dass mir kein einziges Verfahren bekannt ist, wo gegen Teilnehmer solcher Glücksspielangeboten ermittelt oder letztendlich verhandelt wurde", so Terhaag. Im deutschen Sportwettenmarkt scheint also derzeit jeder machen zu dürfen, was er will: Sowohl die Anbieter als auch die Verbraucher.

http://www1.wdr.de/verbraucher/geld/sportwetten-104.html


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