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Geschrieben von immo2012 am 31.03.2014 um 11:22:

  Belastbare Fakten zu den "pathologischen" Spielern

Auf jedem Gerät gibt es ja diese Infonummer für den Spielsüchtigen.

Anrufe 2013
ca. 1400

Anrufe von Spielern ca. 80% = 1120
Beratungsbedarf bei ca. 13% = 145
Beratung pro Tag 0,4

also im Prinzip gibt es alle 2,5 Tage 1! Person welche sich allgemein beraten läst



Geschrieben von lodermulch am 31.03.2014 um 21:57:

  RE: Belastbare Fakten zu den "pathologischen" Spielern

...genau - und zwar sind das diejenigen, deren
leidensdruck bereits existentielle ausmaße angenommen hat,
UND die auf der stufenskala bereits die phase erreicht haben,
in der sie realisieren, dass andere mittel oder versuche aus eigener
kraft ihnen nicht mehr helfen können. aus bereits
verfügbaren zahlen für typische dunkelziffern aus verwandten feldern
(alkohol- und drogensucht) kann man aus empirischen daten für menschen, die bei offiziellen angeboten um hilfe nachsuchen von einer quote von ca. 1:1500 ausgehen, so daß wir bei deinen zahlen dann bei
ungefähr 600 eigentlich beratungsbedürftigen spielsuchtopfern pro tag
bzw. über 200.000 fällen pro jahr wären.

hältst du diese angepasste zahl für zu hoch oder zu niedrig?



Geschrieben von Guenter am 01.04.2014 um 01:33:

  RE: Belastbare Fakten zu den "pathologischen" Spielern

Ich denke, die Infonummer auf den Geräten ist ein Weg (einer von mehreren) für den Spieler, sich zum ersten Mal aus seinem Spielerschneckenhaus herauszubewegen, sich an fremde Menschen zu wenden.

Eine deutschlandweite anonyme Rufnummer ist ein scheinbar kleiner Schritt, aber ein großer Schritt für den Spieler. Einer der ersten Schritte, sich mit seiner Situation auseinander zu setzen. Den Kontalt als Spieler zur Außenwelt zu suchen - egal, was dabei heraus kommt.

Nimmt man 200.000 spielsüchtige Menschen in Deutschland an, werden all diese Menschen nicht morgen eine Hotline anrufen. Wesentlich mehr Zulauf wird man bei den Sichtschutzwänden beobachten können, die Spieler beim Rauchen vor der Eingangs- oder Hintertür davor schützen, von Bekannten gesehen zu werden.

Hotlines oder Internetforen, zum Teil auch persönliche Gespräche, bieten dem Spieler die Möglichkeit, einen ersten Kontakt aufzubauen, wenn die Verzweiflung aktuell sehr groß ist. Ich nehme an, in der Regel werden sie sich danach darauf besinnen, dass sie es schon selbst wieder in den Griff bekommen - egal, ob das realistisch ist, oder nicht.

Spieler ordnen sich nicht von heute auf morgen als spielsüchtig und hilfsbedürftig ein. Das sind Entscheidungen, die Zeit brauchen, manchen Menschen sehr schwer fallen, bzw als unvereinbar erscheinen, oder auch unnötig sind. Wie das so ist, wenn man sich eingestehen muss, dass man einem Suchtverhalten verfallen ist.

Letztlich schadet das nicht. Der erste Kontakt, ein erste Gespräch hat stattgefunden, Hilfsangebote, regionale Beratrungsstellen sind genannt worden. Der Spieler hat sich grob informiert, wohin er sich wenden könnte, wenn das Wasser denn doch mal wieder bis zum Hals reichen sollte.

Zum Teil scheinen sich die Spielhallen selbst reguliert zu haben. Zwischen 2008 und 2011 gab es eine Phase, in der es unabhängig vom Datum in zentral gelegenen Spielhallen schwer war, ein freies Gerät zu finden.

Heute hatte ich mich mit einem Bekannten in einer zentral gelegenen Spielhalle verabredet. Es war alles voll. Men bemerkt aber wieder deutlich die Tage der Gehaltszahlungen und die Hartz-4-Tage. Am 31. hält man sich besser von Spielhallen fern. Eine Woche vorher oder nachher ist es kein Problem, freie Geräte zu finden. Da streitet man sich eher mit Ömchens, die zwei Euro in verschiedene Geräte werfen, an einem Gerät spielen, und darauf bestehen, auch an den anderen Geräten zu spielen.

Ich nehme an, das liegt einerseits daran, dass der Markt durch zusätzliche Spielhallen gesättigt wurde. Andererseits werden sich viele "neue" Kunden an den Multigamern die Hörner abgestoßen haben. Das neue Unerhaltungsspiel ist eben doch teuer, läßt sich nicht mit Studium, Familie, Beruf, oder Firma vereinbaren.

Günter


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