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Zum Ende der Seite springen Das Reich der Zocker
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räubertochter räubertochter ist weiblich
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Das Reich der Zocker

Macau lebt von Casinos und Millionen chinesischer Touristen. Das koloniale Erbe Portugals verblasst

Marschmusik scheppert aus den Lautsprechern, im Sägemehl lassen die Helden des Abends die Muskeln spielen: Speed Scorpion, Rhythm Smile oder Flying Dog tragen bunte Überzüge und schreiten an der Seite unauffälliger Helfer durch den Führring. Die Wettquoten, die über ein Scoreboard flimmern, bleiben die einzigen Lichtblicke in der Düsternis dieses todgeweihten Ortes. Das Schicksal hat uns ins Canidrome, die letzte Windhunde-Rennbahn Asiens, verschlagen. In Sichtweite: Die Grenzstation zwischen Festlandchina und der Sonderzone Macau, die täglich von Hunderttausenden von Arbeitskräften aus dem Reich der Mitte passiert wird.

Das Hundestadion wird Ende Jahr geschlossen, Macaus Behörden geben dem Druck der Tierschützer nach und das Areal frei für ein Gemeinschafts­zentrum.

Die angejahrte Rennbahn passt nicht mehr in die Glitzerwelt von Macau, in das Universum von Luxushotels, illuminierten Wasserspielen und atemlosem 24-Stunden-Roulette.

30 Millionen Touristen, 88 Prozent davon aus China und dem nahen Hongkong, reisen pro Jahr in die ehemalige portugiesische Kolonie, um sich hier zu amüsieren, dem Glücksspiel zu frönen und die Taschen der Casinobetreiber zu füllen. Im Rekordjahr 2013 totalisierten die Spielhöllen einen Umsatz von 45 Milliarden US-Dollar. In den Blütezeiten Macaus waren neue Hotels innert Jahresfrist amortisiert. Doch die Wirtschaftsflaute und die Antikorruptionskam­pagne in China haben die Einnahmen um ein Drittel gesenkt. Aber immer noch gibt der Chinese am Spieltisch in Macau zehnmal mehr aus als der Amerikaner in Las Vegas.

Vor 15 Jahren öffnete man internationalen Gambling-Konzernen den Zugang zum lukrativen Markt Macaus. Umgehend siedelten sich gewaltige Casinokomplexe am Strip auf der Insel Cotai an, etwa das Venetian mit 3000 Hotelzimmern.

Girls in Rokokokostümen und Burschen in Ringelshirts empfangen die Gäste in der Lobby. Dahinter erstreckt sich das Casino mit 800 Spieltischen und unzähligen Automaten. Die Croupiers schnarren ihr «Rien ne va plus» auf Kantonesisch ins Mikrofon. Eifrige zocken über den Bildschirm gleichzeitig an sechs Tischen – neben Roulette auch Baccara, Black Jack, Poker und chinesische Varianten des Glückspiels. Asiaten, insbesondere Chinesen, gelten als leidenschaftliche Gambler. In Macau spielen sie mitunter fieberhaft rund um die Uhr: sechs Stunden Casino, sechs Stunden Schlaf, sechs Stunden Casino – ungeachtet der Tageszeit.

Die Kinder, die im sechsten Stock des Venetian durch Ballgrube und Hüpfburg toben oder im Pool zur Wasserschlacht rüsten, kümmert die Spielsucht der Eltern kaum. Für eine Handvoll Dollar wird der Nachwuchs im Kinderparadies bespasst. Ohnehin will Macau den zweifelhaften Ruf des schummrigen Zockerparadieses ablegen und zur Familiendestination gedeihen.

Spektakulär im Venetian ist die Lagunenlandschaft, über der ein künstlicher Himmel die Farbe je nach Tageszeit wechselt. Gondoliere manövrieren die Barkassen per Fusspedal durch die Kanäle und erfreuen die Passagiere mit «O sole mio» und Arien von Verdi.

Jonas Schürmann hat nicht lange gebraucht, um sich auf die Verhältnisse der 36 Quadratkilometer kleinen Sonderverwaltungszone einzustellen. «Aber eines habe ich in Macau bald gelernt: Um die Gäste im Casino zu halten, muss man Geschichten erzählen.» Nachdem der gebürtige Solothurner während sechseinhalb Jahren das noble Mandarin Oriental Hotel in Hongkong geführt hatte, heuerte er Anfang 2016 beim legendären Casinokönig von Macau an.

Stanley Ho, 95 Jahre alt, praktizierender Polygamist, zählt zu den zehn reichsten Chinesen. Seine an der Hongkonger Börse notierte Firma, Sociedade de Jogos de Macau, verdient Milliarden im Geschäft mit Glücksspielen. Schürmann leitet als Managing Director Hospitality Services den Hotel- und Gastrozweig von Hos Imperium. Aushängeschild ist derzeit noch das Grand Lisboa – ein Turm in Form einer Lotusblume, unübersehbar in der Skyline von Macau. Doch der ehemalige Kellnerstift im Kreuz von Egerkingen realisiert gerade ein vier Milliarden Dollar teures Projekt, das selbst im unbescheidenen Macau für Aufsehen sorgt. Ende 2017 sollen am Strip das Grand Lisboa Palace (1400 Zimmer), das erste Versace Palazzo in Asien (290 Zimmer) sowie das erste Karl-Lagerfeld-Hotel der Welt (290 Zimmer) eröffnet werden. Zum neuen hufeisenförmigen Resort gehören neben Casino und Hotels auch 30 Restaurants – vom Peking-Enten-Lokal über Filialen weltbekannter Gourmettempel bis zum bayerischen Bierhaus.

«Ein Umfeld mit vielen Restaurants und Entertainment bleibt unerlässlich, um die Gäste in Stimmung zu bringen», erklärt Jonas Schürmann. Hotelzimmer sind in Macau vergleichsweise günstig; die Kundschaft soll das Geld beim Spielen ausgeben. Sorgen, den neuen Megakomplex nicht auszulasten, drücken Schürmann nicht. Erstens ziehen die Geschäfte in Macau seit wenigen Wochen wieder an – und zweitens erleichtert demnächst eine 60 Kilometer lange Brücke zur Hongkonger Flughafeninsel die Reise nach Macau. Wer nicht die Fähre ab Hongkong besteigt, benötigt derzeit auf dem Landweg drei Stunden und durchquert das Perlflussdelta in China.

Nach einer kurzen Fahrt in der Gondelbahn verblassen Hektik und Spielsucht. Auf dem Guia Hill, mit 105 Metern über Meer Macaus höchste Erhebung, trillern exotische Vögel. Jogger keuchen über einen 1,7 Kilometer langen Pfad, betagte Chinesen in blauen, weiten Pullis und schwarzen Hosen üben lautlos Qigong. Vor einem malerischen Pa­villon nimmt ein Wing-Tsun-Lehrer zwei Schützlinge ins Gebet: «Winkle den Ellbogen nicht so stark an», sagt der ehrwürdige Sifu zum einen, den anderen Schüler ermahnt er: «Schlage nicht so hart; die Faust muss geschmeidig bleiben.» Über der Idylle spannt sich ein blauer Himmel, nur im Norden an den Hügeln des chinesischen Festlandes dräuen die Smogwolken.

Beherzten Heimatschützern ist es zu verdanken, dass der Guiaberg eine Oase bleibt und nicht den Immobilienspekulanten zum Opfer fiel. Die Protestbewegung wehrte sich energisch gegen eine Überbauung. Macau ist knapp an Land, jeder Quadratmeter soll gewinnbringend genutzt werden. Doch erst als die Unesco drohte, der Altstadt von Macau den Status des Weltkulturerbes abzusprechen, verschwanden die Baupläne.

Manuel Ferreira spricht seinen Namen hartnäckig «Felleila» aus. Der junge Tourguide beherrscht im Gegensatz zu seinen Vätern das Portugiesische nur noch mangelhaft.

Bis 1999 war die Halbinsel Macau eine Kolonie Portugals, unter Duldung Chinas. Obwohl Portugiesisch neben Chinesisch zweite Amtssprache blieb, verwischen sich die Spuren der Iberer zusehends. Manuel bemüht sich tapfer, das koloniale Erbe zu preisen, kauft für seine Gäste staubtrockenen Mandelkuchen in einer der vielen Confiserien, führt sie ins Restaurant Litoral zu Gemüsesuppe mit Chorizo-Wurst und zeigt die pastellfarbenen Bürgerhäuser an der kopfsteingepflasterten Einkaufsmeile des historischen Zentrums.

Von der berühmten St. Paul’s Cathedral steht allein die Marmorfassade. Das Kirchenschiff brannte seit 1606 dreimal aus. Ferreira deutet auf elegante Steinhauerarbeiten, die Jesus und seine Jünger zeigen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem chinesischen Drachen mit fünf Köpfen. Nur noch zehn Prozent der 650'000 Einwohner Macaus sind Katholiken, die chinesischen Tempel erfreuen sich grossen Zulaufs. Für den Besuch am Ama-Schrein vergeuden die Einheimischen jedoch nicht viel Zeit. Sie entzünden Räucherstäbchen, die einen Monat lang für Glück im Spiel und Leben glimmen.

Ein bisschen Glück könnten die hartgesottenen Wettenden auf der Windhunde-Rennbahn gebrauchen. Der Starter hat das Rennen Nummer sieben freigegeben, insgesamt zwölf stehen an diesem Abend auf dem Programm.

Hinter den Glasscheiben der VIP-Lounges im Canidrome herrscht gähnende Leere, auf den Schalensitzen der kleinen Tribüne schauen gut gezählt 100 Leute dem Treiben zu.

Angeblich lässt man die eleganten Hunde hungern, damit sie den Stoff­hasen jagen. Die unerreichbare Beute wird an einem Drahtseil vor der Meute hergezogen. Der Pulk biegt auf die Zielgerade ein, sirrend flitzt der Hase an der Tribüne vorbei, verfolgt von der hechelnden Meute. Favorit Speed Scorpion gewinnt. Eine Quote von 2,2 belohnt den Siegertipp. Und abermals sendet der Lautsprecher stramme Blechmusik, ein halbes Dutzend Windhunde marschieren in den Führring. The show must go on.

http://www.derbund.ch/reisen/fernweh/es-.../story/31402181
1 21.04.2017 08:33 räubertochter ist offline E-Mail an räubertochter senden Beiträge von räubertochter suchen
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